Rezension - Feuerküsse (Novelle) - Eileen Raven Scott

29.09.2015 18:36

Kurzbeschreibung

Halbdämonin Aruni hat es nicht leicht. Sowohl in der Menschenwelt als auch in der Hölle eckt sie an. Gibt es jemanden, der ihr helfen kann, ihr Leben wieder in eine geordnete Bahn zu bringen?
Allerdings wäre dieser Jemand bei ihr in Lebensgefahr ...

Erscheinungsdatum: 22. Dezember 2013

Seitenzahl der Printausgabe: 85

Verlag: Machandel Verlag

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Angaben zum Autor

Eileen Raven Scott wurde 1980 in Norddeutschland geboren, wuchs dann jedoch in Portugal, England und schließlich Nordrhein-Westfalen auf. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie mitten im Bergischen Land. Gerne gelesen hat sie schon immer, die Leidenschaft selbst zu schreiben packte sie gnadenlos vor einigen Jahren. Da begann sie mit ihrem ersten Roman, der unter ihrem Pseudonym Lia Haycraft im Bookshouse Verlag erschienen ist. Der zweite Band der "Die Nacht der Elemente" Reihe ist im September 2015 erschienen. Veröffentlicht sind außerdem bisher die Novelle "Feuerküsse" im Machandel-Verlag und zwei Kurzgeschichten. Die meisten Geschichten spielen zumindest zu großen Teilen in England.

Weitere Werke sind natürlich in Arbeit.

Rezension – Feuer und Wasser vereinen sich in einer berauschenden Melodie

In ‚Feuerküsse‘ sind wir als Leser Zeuge des Aufeinandertreffens zweier Individuen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da gäbe es Aruni – die Halbdämonin aus der Feuerwelt – und Ilvio – der Wasserelf aus der Meereswelt. Beide sind ihrer ursprünglichen Heimat entflohen, um das Neue, das bisher Unerfahrene und die eigene Freiheit zu suchen. Ein Ausbrechen aus der eintönigen Langeweile des Alltags und ein Aufbegehren gegenüber ihre Herrscher. Beide möchten sie Neues wagen, Fremdes und Unbekanntes entdecken und sich dabei selbst entfalten, wie es ihrem Inneren entspricht und sich nicht in die fest gezurrten Vorstellungen und Strukturen ihrer Welten zwängen. Beide versuchen sie dies in der Menschenwelt um Halloween. Eine Zeit, in der die echten Dämonen unter den Maskeraden wandeln. Eine Zeit, in der Feuer und Wasser aufeinandertreffen und sich in einem reizvollen, emotionalen Showdown auf neutralem Terrain näherkommen. Aruni und Ilvio werden gemeinsam zu glühendem Wasser und flüssigem Feuer. Was damit gemeint ist, überlasse ich an dieser Stelle gerne Eurer Fantasie. Nur so viel sei vorweggenommen: Ihre verschiedenen Heimaten machen es Ihnen alles andere als leicht, und so kommt es zu mehr als nur simplen Hürden. Es kommt zu Entführung, Verrat, Betrug, Angst und Schmerz…

„Das Feuer lachte und flüsterte süße Worte.“

Eileen hat mit ‚Feuerküsse‘ eine schöne Novelle geschaffen, die sich vom szenischen Schreibstil her angenehm lesen lässt. Dabei schürt sie durch die Charaktere zweier Welten eine Geschichte um so simple und doch allumfassende Themen wie das Ausbrechen aus der Heimat, das Treffen eigener Entscheidungen und die Un-Erwartbarkeit von Liebe sowie den Kampf gegen die eigene Angst und dem Zwiespalt samt innerer Konflikte über sich selbst als Person. Sämtliche Charaktere wirken direkt lebendig und man hat das Gefühl, sie schon eine Weile zu kennen und ihre unterschiedlichen Charakterzüge und Verhaltensweisen zu verstehen. Dies ist der Autorin – gerade bei der Kürze des Romans – gut gelungen. Generell lässt sich dieser in gut zwei Stündchen lesen. Was Schönes, Kurzes für Zwischendurch.

„‚Himmlisch…‘, gurrte sie. Lilly lachte. ‚Und das aus dem Mund einer Teufelin.‘“

Der Schreibstil ist sehr bildhaft, teils erotisch, teils humorvoll und flüssig, sodass man als Leser schnell in das Geschehen eintauchen und es sich versinnbildlichen kann. Die Satzstruktur und –länge ist der Novelle gegenüber angemessen kurz und knapp gestaltet.

Lediglich an manchen Stellen hätte ich mir doch ein wenig mehr Ausbau der Geschichte gewünscht. So z. B. beim ersten Aufeinandertreffen der beiden, da dort doch eine sehr rasante und für meinen Geschmack etwas zu schnelle Gefühlentwicklung vorliegt. Dies ist der Kürze der Novelle geschuldet und somit vertretbar. Auch hätte ich mir eine kurze Einführung in die Wasserwelt und ihre Besonderheiten gewünscht. Gerade die Feuerwelt – in jener ein Großteil der Geschichte spielt – wirkt sehr präsent und wird uns durch eine Reise in ein unterirdisches Tohuwabohu verbildlicht. Das in Rot getauchte Cover mit der schönen Frau im tiefroten, fließenden Kleid und der Titel passen gut zur Novelle. Doch hätte ich mir dort gerne noch die Hörner und einen etwas sanfteren Farbton gewünscht.

Besonders gefallen hat mir der Charakter der Katze Ash, hinter der mehr verborgen liegt, als man zunächst glaubt. Wer sich dahinter verbirgt, bleibt jedem selbst zu entdecken. Über eine Geschichte von Ash würde ich mich sehr freuen. Sie ist etwas Besonderes :) .

Abschließend bleibt zu sagen, dass ‚Feuerküsse‘ eine schöne Novelle über eine Liebe über die Standesgrenzen hinweg und eine neuartige, süchtig machende Musik ist, die verbindet und daraus Neues entstehen lässt. Sie verdeutlicht, dass es okay ist, seine Heimat zu vermissen und sich dennoch nach Abstand und Abenteuer zu sehnen, um vollkommener zurückzukehren. Eine spannende und schnelllebig gestaltete Novelle, die tiefen Einblick in die Zerrissenheit und Konflikte des eigenen Ichs ermöglicht. Stets tempohaft, und doch glaubhaft und greifbar auf den Punkt erzählt. Wenn auch etwas schnell zur Lösung gebracht, so doch eine wunderschöne – die eigene Fantasie belebende – Kurzgeschichte, die den Wert und die Wichtigkeit der eigenen Herzensentscheidung in Sachen Liebe vermittelt!

Vielen lieben Dank an den Machandel Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.

Eure Jil Aimée