Rezension – hollys manuskript – Mira Bluhm

26.02.2015 13:42

Rezension – hollys manuskript – Mira Bluhm

Kurzbeschreibung:

Mays Leben ändert sich schlagartig, als ihre Eltern sich scheiden lassen und sie mit ihrer Mutter umziehen muss. Zum Abschied bekommt sie von ihrer besten Freundin ein ganz besonderes Geschenk: Einen selbstverfassten Roman. Als sie das Manuskript aufschlägt, ahnt sie nicht, wie eng die Geschichte mit ihrem eigenen Leben verwoben ist.

 

Seitenzahl der Print-Ausgabe: 91 Seiten

Verlag: BookRix (20. Januar 2015)

Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

Coverbild nach Amazon. Lieben Dank an Mira für ein Rezensionsexemplar in mobi.format.

Angaben zum Autor (in Anlehnung an ihren Blog):

Mira Bluhm wurde 1989 in Wr. Neustadt (Niederösterreich) geboren, wo sie auch heute noch lebt. Wenn sie nicht grade bloggt oder Websites im 90er-Jahre-Gedenkdesign baut, schreibt sie Romane. Viele schöne liebenswerte und bunte Infos zu ihrem Blog, ihren Büchern und ihrer Person findet ihr hier: Infos über Mira – das ist der Link zu ihrer Homepage J

Bisher erschienene Bücher sind:

  • Untote knutschen nicht
  • hollys manuskript
  • Totenstille und andere Kurzgeschichten

Rezension: Ein Manuskript mit Herzblut und Liebe - vom Abschied, Umziehen, der ersten Liebe und anderen wichtigen Lebensabschnitten

Mit ‚hollys manuskript‘ hat die liebe Mira einen sehr temporeichen, tiefgreifenden Kurzroman der etwas anderen Art geschaffen, der mich ins Grübeln gebracht und mir einige schöne Lesestunden geschenkt hat. ‚Etwas anders‘ deshalb, da es in ihm drei Ebenen der wahrnehmbaren Realität gibt, in die man in fließendem Wechsel eintaucht. Das heißt, da wäre zunächst einmal Mays Leben. Durch die Scheidung ihrer Eltern wird ihre Welt erschüttert und sie wird gezwungen mit ihrer Mom umzuziehen. Das bedeutet eine neue Umgebung, das Zurücklassen der alten Freunde, ein schwieriger Start neue Vertraute an der neuen, öden Schule zu finden und vor allem ein kleineres Zimmer. May muss lernen ihren Schmerz über die Trennung ihrer Eltern zu verarbeiten. Das resultiert zunächst in häufigem Schulschwänzen und der Rebellion ihrer Mutter gegenüber.

„Dadurch bleibst du Außenseiter und sehnst dich nur noch mehr nach deinem alten Zuhause.“

Dass es so nicht weitergehen kann, merkt sie, als sie auf einen äußerst anziehenden Privatschüler trifft, der ihr den Kopf verdreht.

 

  • Aber wie soll May in ein geordnetes Leben zurückfinden, wenn es doch nie wieder so sein kann wie ihr bisheriges?
  • Wird sie es schaffen, neue Freunde zu finden und in der Schule nicht den Anschluss zu verlieren?
  • Wie soll sie sich dem schönen Unbekannten gegenüber verhalten, wenn sie noch keinerlei Erfahrung in dieser Hinsicht hat?

Bei all diesen Fragen hilft ihr ihre beste Freundin Holly, die ihr zum Abschied ein selbstverfasstes Manuskript schenkt, das ihr in ‚dunklen‘ Stunden beistehen soll.

Genau dieses Manuskript liefert uns in Miras Roman die zweite Ebene der Realität. Es geht um das Mädchen Raven aus einer weiter zurückliegenden Zeit, die nach dem tragischen Verlust beider Elternteile von ihrem Onkel und ihre Tante in ein Waisenhaus abgeschoben wird. Ein dunkler Ort, an dem ‚böse‘ Mädchen verschwinden und es kein Zurück in ein eigenes Leben mehr gibt. Oder vielleicht doch?

„Vor ihren geschlossenen Lidern zogen all die Bilder und Eindrücke der vergangenen Tage vorbei. Die Nachricht, dass ihr Vater gefallen war.“

May jedenfalls liebt die Geschichte um Raven und entwickelt gemeinsam mit dem Leser eine Art Freundschaft zu der Heldin aus Hollys Manuskript. Eine Freundschaft, die ihr selbst in dunklen Stunden hilft und die nötigen Ratschläge für den Neustart, der da heißt ihr Leben, parat hält. Diese Freundschaft zwischen May und Raven ist so etwas wie eine Metaebene und dient hier als dritte Schicht unserer Wahrnehmung, in jener beider Leben miteinander verwoben werden und mehr gemein haben, als es zunächst scheint. Sie sind einander nicht nur beste Freundin und Trost, sondern auch Kraftspender und Zufluchtsort. Eben all das, was man als Leser auch häufig erfährt und spürt, wenn man in eine Geschichte vollends eintauchen kann.

 

Und das ist auch gerade der Grund, warum mir dieses Buch so sehr gefallen hat. Wer kennt es nicht, sich in einer Geschichte zu verlieren und mit den Hauptcharakteren wie mit guten Vertrauten zu agieren. Geschichten helfen oft über schwere Lebenssituationen hinweg und daher war es umso spannender mal ein solches Buch, das genau darauf seinen Schwerpunkt legt, lesen zu dürfen. Vielen lieben Dank für die Chance liebe Mira.

 

Natürlich ist es für eine etwas jüngere Generation geschrieben bzw. stellen die einzelnen Charaktere Teenager im jungen Alter dar. Daher ist auch der Schreistil sehr locker, flockig leicht und einfach gehalten und die Geschichte innerhalb dieser Geschichte bedient sich auch genau diesem Schema um authentisch zu bleiben ohne dabei an Komplexität zu verlieren. Das hat dem ganzen sehr viel Charme verliehen und mir großen Spaß beim Lesen bereitet. Die einzelnen Personen sind zuckersüß durchdacht und auch das Cover finde ich passend und ansprechend, da ich mir Hollys Manuskript - innerhalb der Geschichte ja von einer ca. 14 Jährigen verfasst - genauso vorstelle. Der Ebenenwechsel der Geschichte macht diese sehr tiefgreifend und bedient mit Verlust, Liebe und Angstgefühlen viele wichtige Themen, die einem in jedem Alter begleiten. Dadurch, dass Mira eine sehr durchdachte Struktur von einzelnen Unterkapiteln (1. May / 2. Raven / 3. Beide) und wiederkehrendem Schemata hinsichtlich der verschiedenen Ebenen gewählt hat, verliert man nie den roten Faden und kann somit vollauf in diese schöne Geschichte eintauchen und sich mitreißen lassen. Lediglich am Ende hätte ich gerne ein paar Seiten mehr gelesen, vor allem, da sich Ravens Geschichte doch sehr abrupt löst. Dies ist aber keine Kritik, sondern einfach die Lust auf mehr.

Abschließend kann ich sagen, dass die liebe Mira mit ‚hollys manuskript‘ eine besondere Geschichte geschrieben hat, die mehr als nur ein Leben wieder ins Gleichgewicht bringt und die man hüten möchte wie einen kleinen Schatz. Packend und ergreifend. Weiter so!

 

-- Jil Aimée