Buchbesprechung - Ein Teil von uns - Kira Gembri

30.11.2015 13:43

Kurzbeschreibung

Ein Weltenbummler und immer auf der Suche nach dem nächsten Kick - das wäre der 19-jährige Aaron gerne. Stattdessen hängt er seit seinem Nierenversagen fünfzehn Stunden pro Woche im Krankenhaus fest und erlebt Abenteuer nur im Kopf.
Nia hingegen kann auf Abenteuer gut verzichten. Vor lauter Angst, ihre erfolgreichen Eltern zu enttäuschen, geht sie lieber gar keine Risiken mehr ein.
Doch Nia ahnt nicht, dass sie bald einem Jungen begegnen wird, der sie mit seiner leichtsinnigen Art und den ständigen Witzen in den Wahnsinn treibt. Genauso wenig hat Aaron mit einem Mädchen gerechnet, das ähnlich steif und humorlos wirkt wie ein Feldwebel. Und keiner von beiden hätte sich je träumen lassen, dass ein Streit im Krankenhaus sie zum Abenteuer ihres Lebens führen könnte - und bis ans andere Ende der Welt ...

Das E-Book ist nur bis zum Frühjahr 2016 exklusiv bei Amazon zum Einführungspreis erhältlich! Danach wird "Ein Teil von uns" als E-Book und Print vom Arena Verlag neu veröffentlicht.

Erscheinungsdatum: 28. November 2015

Seitenzahl der Printausgabe: 252

Verlag / Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l. / ab Frühjahr 2016 durch den Arena Verlag

Hier geht’s zum Buch: Amazon / Facebook / Homepage / Arena Verlag

Angaben zum Autor

Kira Gembri wurde 1990 als zweitältestes von fünf Kindern in Wien geboren. Dieser schönen Stadt blieb sie auch nach dem Abschluss ihres Masterstudiums der Vergleichenden Literaturwissenschaft treu. Wenn sie nicht gerade Tandem fährt, Cello spielt, ihrem Kater - einem charakterlichen Doppelgänger von Simon’s Cat - hinterherjagt oder in einem der Bücher schmökert, die sich in ihrer Wohnung stapeln, gilt ihre Leidenschaft dem Schreiben humorvoller und romantischer Geschichten.

Buchbesprechung – Es ist wie eine Reise zu Dir selbst, eine Reise zum Wichtigsten in Deinem Leben

In ‚Ein Teil von uns‘ treffen wir auf die stets durchgeplante und sich wenige Freiheiten gönnende Antonia, kurz Nia. Nia eifert dem von ihren Eltern strikt vorgelebten Perfektionismus und der Regeltreue nach. Ihr Jurastudium und das tägliche Lernpensum richtet sie dabei mehr nach dem Wohlgefallen ihrer Eltern aus als nach ihrem eigenen Wohlbefinden. Kein Wunder, dass es irgendwann genug ist und ihr Innerstes versucht aus ihrem Verstand und der zwanghaften Selbstkontrolle auszubrechen. Ausbrüche tun gut, können befreiend sein. Doch bei Nia erfolgt eben dieser nötige Ausbruch, als sie sich entscheidet ein Organ zu spenden. Zu einem ganz bestimmten Ziel natürlich, das sie über kurz oder lang in die Arme des nierenkranken Aaron und in die Out-Backs Australiens führt.

  • Warum sind Nias Eltern und Nia selbst so streng und gönnen ihr keinerlei Verschnaufpausen?
  • Ist die Beziehung der Familie untereinander wirklich eher kühl und rational veranlagt oder gibt es doch den ein oder anderen emotionalen Vulkan, der behände brodelt?
  • Wird es zu einem Ausbruch eben diesen kommen?
  • Warum entscheidet sich Nia für eine Organspende und in welchem Zusammenhang steht dies mit ihrer Familie und mit Australien?
  • Aber vor allem: Wer ist eigentlich der Transplantatempfänger Aaron und was stellt er im Laufe der Geschichte mit Nia an? Dabei noch in einem australischen Shed?

Wenn Euch diese Fragen interessieren und es Euch nach sehnlichsten Antworten gelüstet, dann nichts wie ran und keine Zeit verlieren. Kiras Buch wird Euch überraschen und auf seine ganz eigene Art begeistern. Dies sei Euch garantiert.

Mit ‚Ein Teil von uns‘ hat Kira ihren zweiten Verlagstitel verfasst, den es zunächst exklusiv als Taschenbuch bei Amazon geben wird, bis er im Frühjahr 2016 seine Schwingen in der Welt des Arena Verlags ausbreitet und die Leserherzen erobert. Und das er dies tut, steht außer Frage. Nicht nur wieder das wunderschöne Cover – gestaltet von Traumstoff – polarisiert und fasziniert mit seinen typisch australisch gehaltenen Rottönen, der auf dem Boden verwurzelten Nia und dem nach Wünschen greifenden und durch die Welt der (zunächst begrenzten) Möglichkeiten fliegenden Aaron. Nein, auch der Klappentext packt und berührt sofort.

Als Nia und Aaron aufeinandertreffen, könnten sie unterschiedlicher und einander gegenüber abgeneigter nicht sein. Um sich selbst zu schützen, entwickeln sie dabei beide eine Art von Sarkasmus, ja gar Zynismus. Das Schicksal hat die Würfel geschmissen und den beiden zunächst keinen guten Start gegönnt. Auf ihre eigene Weise haben beide noch zu viel zu verarbeiten: da wäre die Trauer über einen verlorenen Menschen und die Wut über verpasste Chancen und mangelnde Lebensqualität. Vor allem aber die Angst vor dem Versagen und Verpassen. Doch wie es das Los manchmal so will, treffen die beiden wieder aufeinander und begeben sich zusammen auf eine abenteuerliche Reise ans andere Ende der Welt: Australien. Eine Reise, die sie nur ZUSAMMEN beschreiten können, auf der sich jeder aber für sich SELBST neu entdeckt. Eine Reise, die die beiden heilen lässt. Jeden auf seine eigene Weise und verrutschte Wahrnehmungen wieder ins rechte Licht rückt und den Fokus auf das Wichtigste im Leben zurückschiebt: sich selbst.

Kira schafft es hier mal wieder, mich schon mit den ersten Zeilen und Seiten einfach restlos zu begeistern. Die Schwere der Erkrankung, der Umgang mit dieser und auch die Gefühle wirken echt und absolut ungeschönt. Man sieht die Charaktere vor sich und wird Ihnen durch Kiras Worte ein Stück näher gebracht. Man ahnt, sie zu verstehen, auch wenn das, wenn man solche Situationen nicht selbst erlebt hat, nur schwer möglich ist. Doch Kira macht es uns möglich. Es ist echt, wachrüttelnd und berührend. Das Buch startet mit einem sterilen und doch emotionsgeladenen Krankenhausmoment. Die damit einhergehende drückende und belastende Krankenhausatmosphäre wird sehr gut dargestellt und durch Timos Besuche (Aarons bester Freund) ein Stück weit aufgelockert. Wir lernen Aarons Normalität – die so anders als die gewohnten ist – sehr gut und auf eine bewegende Weise kennen.

Wie es beginnt, geht es auch im gesamten Fortlauf des Romans weiter: gefühlvoll, echt und ungeschönt. Besonders hat mir dabei die Adaptation der fünf Phasen gefallen und die Überraschung hinsichtlich der Reise und das Nia langsam merkt, dass sie auch ihren eigenen Weg gehen kann und sich nicht alles durch ihre Eltern bestimmen lassen muss. Es gibt ganz viele solcher Lieblingsmomente in diesem Buch. Kira schafft es nämlich, sämtliche Situationen mit Vergleichen anzureichern.

„Würde mich nicht wundern, wenn sich das Ding wie ein Transformer zu einem ganzen Campingwagen aufklappen ließe.“

Mal ist das der Verweis, dass sich Australien und Star Wars‘ Tatooine ähneln, mal die nahezu plastisch und realistisch gezeichnete Spinnenpanik, die sicher einem jeden von uns vertraut ist. Kira gelingt es, genau diese Szene der Angst in einen Moment der Shedromantik zu verwandeln. Einfach wunderbar.

Die Geschichte im Ganzen steckt voller solcher Momente und unglaublich schön beschriebener Bilder. Es gibt kopsfchüttlerische und unglaublich süße Koalamomente, die Weichen stellen und sich einen selbst wieder fühlen lassen wie Anfang 20. Es gibt das aufregende Kribbeln einer jungen Liebe, die sich selbst noch nicht darüber bewusst ist. Wir begleiten Nia und Aaron dabei, wie sie sich gegenseitig heilen und wieder ganzpuzzeln und erkennen, wie verwoben ihre Schicksale von nun an miteinander sind. Aaron lernt sich mit dem neuen Teil seiner selbst zu versöhnen und Nia merkt, dass sie durch den Druck ihrer Eltern quasi eine ganz eigene Krankheit in Form von mangelndem Selbstbewusstsein und enormer Selbstverzerrtheit entwickelt hat, aus der sie ausbrechen muss.

"Die Psyche kann irres Zeug mit dem Körper anstellen."

Der Selbstschutzsarkasmus der beiden beginnt langsam zu bröckeln und Aaron merkt immer mehr, dass auch Nia ihr Päckchen zu tragen hat und eben nicht alles Schwarz und Weiß ist. Außerdem hat es mir gefallen, hinter die verbissene Fassade Russells - unserem verkannten Seelenklempner - blicken zu dürfen. Hinter jedem Menschen und Charakter liegt eben mehr, als man zunächst sieht. Und das trifft hier auf sämtliche Schicksale und Figuren zu.

" [...] und pustet uns Gute-Laune-Seifenblasen um die Ohren, die allesamt an Nias knallhartem Pessimismus zerplatzen."

Allen voran natürlich Aaron und Nia, die durch beängstigende, wachrüttelnde, emotionale, furchtbare, aber auch wunderschöne Momente (miteinander) müssen. Sie kommen an Kreuzungen, schlagen unterschiedliche Richtungen ein und suchen sich doch immer wieder. Aber sie sind auch wie zwei Magnete, die sich gegenseitig anziehen. Eben ‚Ein Teil von uns‘ – ein Titel, der besser nicht hätte passen können. Ob sie aber wirklich zueinander finden oder an der knallharten Realität und Endgültigkeit der Erkrankung abprallen, bleibt Euch durch Lesen selbst zu erfahren. Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Das macht diese Geschichte mehr als deutlich. Ich bin geflasht und einmal ordentlich durchgeschüttelt und habe ein Lächeln und Tränchen gleichzeitig im Gesicht. Ich bin aufgewühlt und habe mit dem Ende doch meinen Ruhepol wiedergefunden, zusammen mit einer schönen Botschaft und Perspektive. Welche dies ist, sei hier nicht verratenJ. Nur so viel, eine Reise muss mit einem Schritt beginnen. Und so unterschiedlich man auch ist, es sind die Gemeinsamkeiten die verbinden. Aaron und Nia. Jeder ist für sich ein Individual-Hit, der sich immer weiterentwickelt hat, aber zusammen sind sie ein Ganzes. Ein großes Orchester des Lebens, das noch auf so vielen Bühnen Auftritte verdient. Ihre ganz eigenen Töne wachsen zu ihrer unverkennbaren, gemeinsamen Melodie.

Ein Teil von uns‘ ist emotionsschwangerer, malerisch und zugleich absolut authentisch und brilliert mit einer ehrlich wirkenden sprachlichen Untermauerung der Geschichte und herausragender Charakterenentwicklung. Chapeau! Die liebe Kira ist einfach mein Garant für schöne Literatur. Sie schreibt zugleich zum Wohlfühlen und zum Nachdenken, zum Entdecken und zum Wiederfinden. Sie schreibt einfach vollkommen. Danke, dass ich Nia und Aaron bereits in Form des Vorablesens nach Australien begleiten durfte.

Abschließen möchte ich mit folgendem Zitat von Kira, dass für mich ein Stück weit Metapher für die Reise der beiden steht:

„Es ist ein Wolkenbruch, eine Sintflut, ein Weltuntergang – und gleichzeitig ist es wunderschön.“

Eure Jil Aimée