'Klang der Gezeiten' - Emily Bold

02.06.2014 10:51

Klang der Gezeiten by Emily Bold

 

Hintergrund:

Wie leicht einem das große Glück durch die Finger rinnen kann, muss Piper erkennen, als Daniel, der Mann ihrer Träume und Vater ihres ungeborenen Kindes, bei Arbeiten in ihrem Traumhaus am Strand stirbt. Pipers Welt bricht zusammen und all ihre Träume und Hoffnungen werden unter dem Schmerz des Verlustes begraben. Um Daniel nahe zu sein, beschließt sie gegen den Rat von Freunden und Familie in das unvollendete Haus einzuziehen. In dieser schwierigen Situation ist ihr Daniels bester Freund Kevin eine große Stütze. Doch gerade jetzt fällt es ihr schwer, mit den tiefen Gefühlen umzugehen, die Kevin für sie entwickelt.

Im Trost der Wellen versucht Piper ihre Wunden zu schließen und ihren Weg zurück ins Leben zu finden. 

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--> Das Buch erscheint am 3. Juni 2014 / ich Glückliche durfte es vorab lesen!

Rezension:

Das Leben beinhaltet leider nicht nur immer die schönen Momente, die das Glück mit sich ziehen. Das wäre auch sehr einseitig und langweilig. Wie kann man die wirklich glücklichen Zeiten um das Leben denn zu schätzen wissen, wenn einem nicht auch die Kehrseite und die Trauer bekannt sind? Denn wo tiefe Trauer liegt, da herrscht auch ganz viel Liebe. Liebe, die Mut macht. Liebe, die einem zeigt, dass egal, wie tief der Abgrund - in jenen man zu fallen droht - auch ist, es einen Ausweg gibt. Denn man ist nie wirklich allein.

‚Klang der Gezeiten‘ von Emily Bold zeigt einem genau diesen Weg. Einen Weg, der Glück und Trauer vereint und den die Liebe nie verlässt. Selbst dann nicht, wenn sich Piper, der weibliche Hauptcharakter, völlig allein gelassen und unverstanden fühlt. Einen Weg für den es kein Paraderezept gibt, denn er ist so einzigartig, wie die Menschen die ihn in dieser Geschichte beschreiten müssen, selbst sind. Klang der Gezeiten steht für Erinnerung, Aufbruch und Veränderung. Etwas das die Geschichte und das Cover perfekt widerspiegeln.

Piper ist eine sehr starke und glückliche Frau, die scheinbar alles in ihrem Leben, was man sich für das große Glück nur wünschen kann, bereits erreicht hat. Oder zumindest gerade dabei ist, die letzten Schritte in diese Richtung zu gehen. Sie arbeitet im Krankenhaus und kann Menschen helfen, was ihre mitfühlende und hilfsbereite Seite offenlegt. Sie hat mit Daniel einen liebevollen, starken und überaus gutaussehenden Mann und Vater ihres zukünftigen Kindes gefunden. Wer mit Liebe sieht, der sieht das Glück, das einen umgibt. Sie ist schwanger, ein Baby, das das gemeinsame Glück abrunden und vollenden sollte. Zudem ist die kleine Familie gerade dabei sich ihr Traumhaus am Meer zu verwirklichen. Träume hat jeder, denn Träume machen das Leben bunt. Alles scheint perfekt. Aber so wie das Leben einer Achterbahnfahrt gleicht und es nicht immer nur aufwärts gehen kann, muss auch Piper schnell die Kehrseite kennenlernen. Eine Kehrseite eingeleitet durch ein tragisches Unglück, dass sie in den Abgrund zieht und lange darin festhält. Piper schottet sich zunehmend ab und so sehr sie sich auch wünscht wieder leben zu können, weiß sie doch nicht wofür. Wäre da nicht dieses kleine Wunder, für das es sich zu kämpfen lohnt und das ihr Tag für Tag aufs Neue beweist, dass sich das Aufstehen – so hart der Tag auch werden mag – irgendwann wieder lohnt. Trauerbewältigung ist keine leichte Arbeit und sie lässt einen nie ganz los. Das soll sie auch nicht, denn geliebte Menschen werden nun einmal vermisst, wenn sie gehen. Sie hinterlassen eine große Lücke, die es erst einmal wieder zu heilen gilt. In diesem Prozess stehen Piper ihre beste Freundin Jenna und die Eltern ihres Traummannes bei und nicht zuletzt ihr ungeborenes Baby und ganz viel Mut von Piper selbst. Denn es ist Mut, der einen die große Lücke irgendwann mit gemeinsamen schönen Erinnerungen füllen und bewahren lässt, so dass es nach seiner Zeit nicht mehr ganz so weh tut. Trauer und vermissen bedeutet nicht, dass man aufgeben und nicht mehr lieben darf, denn Liebe erhält das Leben. Das lernt auch Piper mit der Zeit wieder und erkennt, dass es nichts Verwerfliches daran gibt, eine neue Liebe wieder zuzulassen. Auch wenn der Schritt dahin verständlicher Weise von Unebenheiten, Rückschlägen und Hürden geebnet ist. Einen Menschen in sein Leben und in sein Herz zu lassen bedeutet nicht, dass man dafür einen anderen für immer gehen lassen muss. Das Herz ist groß, es hält viel aus. Denn dafür wurde es gemacht. Das erkennt auch Piper mit der Zeit, genauso wie die Tatsache, dass sie nicht die einzige ist, die trauert und vermisst. Da gibt es so viele mehr. Familie, beste Freunde, Kollegen. Und Trauer – genau wie Liebe – verbindet die Menschen und vermag Wunden zu heilen, die unheilbar schienen und Abgründe zu überwinden, die der eigene Verstand für unendlich groß hielt.

Die Geschichte um Piper ist eine ganz neue Richtung für Emily und ich muss sagen, sie ist ihr sehr gelungen und steht ihr gut. Sie vereint emotionalen Tiefgang mit viel Charme und Humor. Sie nimmt einem ein Stück weit die Angst vor der Trauer, die uns alle irgendwann einmal trifft und vor allem spendet sie Hoffnung. Emilys fließender und angenehmer Schreibstil führt einen durch diese Geschichte, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Von Anfang an wird man in Pipers Gefühlswelt eingesogen, so dass man sich selbst wie sie fühlt. Man spürt ihr Glück und dann den großen Schmerz. Die Angst und Verzweiflung rühren einen zu Tränen und die schrittweise Heilung lässt einen selbst die kleinen Schmetterlinge spüren, deren Flügelschlag von Mal zu Mal immer kräftiger wird. Eine Geschichte, die es sich lohnt zu lesen und im Herzen zu bewahren. Danke Emily, denn der ‚Klang der Gezeiten‘ hat mich sehr überrascht und zutiefst berührt.