Rezension – Acht Sinne (Band 2 der Gefühle) – Rose Snow

17.08.2015 11:59

Kurzbeschreibung

Tauche ein in die Welt der 8 Sinne: Wut. Ekel. Trauer. Wachsamkeit. Freude. Erstaunen. Vertrauen. Angst. Welches Gefühl ist Deines?

Als Lee nach ihrem Tod in einer magischen Parallelwelt der Gefühle erwacht, trifft sie nicht nur auf den arroganten, gutaussehenden Ekelträger Ben - sie gerät auch noch ins Visier eines tödlichen Geheimbundes ...

Leseprobe:

„Warum die Eile?“, Ben schwang sich mit einer fließenden Bewegung vom Bett und kam auf mich zu. Seine dunklen Augen funkelten mich an und ich spürte, wie sich mein Puls verräterisch beschleunigte. „Hast du etwa Angst, alleine mit mir zu sein?“, fragte er mit samtiger Stimme und ich roch seinen vertrauten Duft, spürte die Wärme seines Körpers und fühlte ein Ziehen in meinem Bauch, das ich beharrlich zu ignorieren versuchte. Betont langsam stellte ich mich auf die Zehenspitzen und kam Ben so nahe, dass nur noch ein Luftzug zwischen unsere Lippen passte. „Du hast Recht. Ich habe Angst, mit dir alleine zu sein. Wer weiß, in was du dich als Nächstes verwandelst?“ Ein verächtlicher Zug spielte um seinen Mund. „In deinen Traumprinzen? Moment. Das bin ich ja schon.“ „Ben, der Einzige, der in dich verliebt ist“, sagte ich und hauchte die nächsten Worte, „bist du selbst.“ Dann wandte ich ihm den Rücken zu, lief die Treppe hinunter und versuchte dabei die Hitze, die sich in meinem Körper ausgebreitet hatte, einfach nicht zu beachten.

Erscheinungsdatum: 26. Juli 2015

Seitenzahl der Printausgabe: 271

Verlag / Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

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Angaben zum Autor

Hinter dem Pseudonym Rose Snow stecken Carmen und Ulli. Zusammen sind sie 68 Jahre alt, haben 2 Männer, 6 Kinder und einen Hund. Sie können ewig reden, lieben Pizza und Schokolade und lachen unheimlich gerne, vor allem über sich selbst. Seit erschreckenden 20 Jahren sind sie befreundet und kennen sich aus der Schulzeit und schreiben trotz der Distanz Wien - Hamburg miteinander. Bedeutet: Unzählige Stunden via Skype, schallendes Gelächter, das die Nachbarn auf den Plan ruft und das Teilen tiefster Geheimnisse, auch wenn sie noch so peinlich sind.

Rezension – Der Weg zum Licht führt unweigerlich durch die Schatten unserer Welt

Im zweiten Teil der ‚Acht Sinne Trilogie‘ geht die Reise für Lee und Ben, die zunächst immer noch aneinander gekettet sind, im Land der Wachsamkeit weiter. Immer noch versuchen die beiden das Geheimnis um die Totaa zu lüften, den Lichtstein zu finden bzw. zu beschützen und den Tod Simeons zu rächen. Dafür müssen sie sich auch auf den Weg zu einem mysteriösen Orakel machen. Es geht dabei viel um gegenseitiges Vertrauen und das grenzenlose Loslassen von starren Regeln. Es geht darum, sich fallen zu lassen, Grenzen zu überwinden und das Leben dem Sinn zu überlassen. Es geht darum, sich auf diese Reise voll und ganz einlassen zu können. Nur dann wird diese mit Erfolg gekrönt sein und der beiden Schicksal sich erfüllen.

  • Aber können Ben und Lee dies wirklich?

Denn es gibt etwas, dass sie beide noch davon abhält. Sie müssen – ein jeder für sich – noch ihre Prüfungen zur Berufungserfüllung ablegen.

„Ich brauche dir nicht zu sagen, wie wichtig es für das Ansehen eines Wächters ist, die Prüfung zu bestehen? Es gibt kein zweites Mal.“

  • Doch, wie soll das gehen, wenn sie noch magisch miteinander verbunden sind?
  • Oder wird sich diese Kettung bald lösen?
  • In welchem Zusammenhang stehen auch damit die Visionen, die Lee immer noch überkommen?
  • Was passiert eigentlich, wenn ihr Fluch zusammen zu bleiben sich löst, gehen sie dann getrennte Wege?
  • Oder erkennen sie, dass ihre Verbundenheit tiefer wirkt und über Magie hinausgeht?

Dies sind nur ein Teil der Fragen, mit jenen wir uns zu Beginn der Geschichte befassen und die eine unglaubliche Lust auf diese schüren. Ich werde inhaltlich an dieser Stelle nicht viel mehr verraten, denn ich möchte Euch bitten, Euch selbst voll und ganz auf das magische Abenteuer der ‚Acht Sinne‘ einzulassen. Ihr werdet sicher nicht enttäuscht.

Dem zuckersüßen und unbeschreiblich charmanten Autorenduo um Rose Snow, das hier erneut mit einer magisch bildhaften und emotional einnehmenden Schreibweise brilliert, ist mit dem 2. Teil eine unglaublich facettenreiche und schöne Fortsetzung um die Acht Sinne gelungen. Beim Cover angefangen, findet man sich direkt wieder in die wunderschöne Welt der Sinne ein. Es ist dem ersten Teil entsprechend im schlichten Scherenschnitt gehalten. Lediglich die Farbe eines weiteren Sinnträgers wurde im Hintergrund angepasst. Das schafft einen hohen Wiedererkennungswert und ich bin schon jetzt gespannt, wer oder was uns bei Teil 3 erwarten wird. Die Charaktere wirken, wie bei Rose Snow bekannt, unsagbar charmant mit sarkastischen Dialogen, die den Gefühlskampf sämtlicher Charaktere - aber vor allem von Lee und Ben zueinander - einfach so herrlich prickelnd und spannend gestalten. Sie sind einfach facettenreich, liebevoll, stur und echt.

Man steigt beim Lesen direkt wieder ins Geschehen ein und wird durch die magisch ansprechende und bildhafte Erzählweise der beiden Autorinnen nahtlos in den Fortgang der Geschichte eingesogen. Dabei ist, durch die nahe beieinander liegenden Veröffentlichungstermine, dem Leser noch präsent, wo die Geschichte zuvor Halt gemacht hat und man findet direkt wieder ins Abenteuer zurück. Das gefällt mir sehr gut.

Erneut wandert man auch hier wieder durch die unterschiedlichsten Sinnländer der einzelnen Protagonisten mit und wird zum Entdecker einer magischen Welt, wie man sie sich in seinen schönsten Kindheitsträumen nicht hätte eleganter vorstellen können. Dabei beschreitet man mit Lee und Ben weitere Abenteuer und erklimmt neue Hürden, blickt neuen Gefahren ins Auge. In diesem Band erfährt man sehr viel mehr über die Hintergründe der Welt, den Unterschied zwischen Mensch- und Tierverbundenen sowie ihrer Charaktere, ohne dabei überladen zu werden. Band 2 liefert dem Leser ein höheres Maß an Struktur. Die Geschichte bewegt sich in einem sehr gut austarierten Gleichgewicht zwischen Neuem, tiefgreifender Erkenntnis und erklärendem Wissen und Gewohntem sowie bereits Entdecktem. Das liefert dem Leser das Gefühl, dass er sich in dieser Welt zurechtfinden und auf viele schöne Erlebnisse mit Lee und Ben richtig einlassen kann, ohne sich fragen zu müssen: Moment mal, wie kam denn das jetzt? Er kann den Roman einfach in seiner packenden Fülle genießen.

Auch die Gefühle und Sinne wechseln hierbei zwischen ruhig, nahezu gelassen und absolut mitreißend und aufwühlend hin und her und liefern somit eine emotionale Achterbahnfahrt, die Hügel erklimmt, in Täler hinabrast, um dann wieder den Horizont der Vorstellungskraft zu erstürmen. Sehr schön. Sehr spannend. Sehr ergreifend.

Weitere Geheimnisse und Machenschaften entstehen dabei zwischen Lee und Ben. Auch der beiden Prüfungen, zur wahren Erfüllung ihrer Aufgabe und Berufung, stehen im Zentrum dieser Geschichte und wir durchreisen das Land des Zorns und der Wut! Gegen Ende erhalten wir sogar mit der Leseprobe zu Band 3 einen Ausblick in das Land des Ekels. Endlich. Und es wird seinem Namen mehr als nur gerecht. Ich glaube, darauf freue ich mich am meisten.

„Um das Licht zu erkennen, muss man den Schatten gesehen haben.“

Ebenso kommt es zu einem leichten Machtkampf (und Kampf um Lee) zwischen Ben und dem scheinbar vertrauensvollen Jesper, der im Laufe der Geschichte den beiden wieder begegnet. Doch manchmal trügt der Schein die eigene Sicht und ein Blick hinter die Fassade hinterlässt im Herzen einen Stich. In diesem Fall im Herzen aller: Jesper, Lee und Ben!

  • Was dies zu bedeuten hat und wieso es zu einem Gefühlschaos zwischen den drei (notgedrungenen) Freunden kommt?
  • Gibt es da etwa mehr zwischen Ben und Jesper, Jesper und Lee und vor allem Lee und Ben, als sie sich eingestehen wollen?

Lest und erfahrt die Sinne und Gefühle der drei selbst. Lasst Euch berauschen.

Abschließend kann ich nur sagen: Wir erfahren in diesem Teil das komplette Regenbogenspektrum der Sinne und Gefühle und begeben uns auf eine Reise über die sprachlich gesprochene ‚Regenbogenbrücke des Lebens‘. Macht Euch darauf gefasst, Taschentücher zum Trocknen von sowohl Lachtränen, durch herzergreifende kurze romantische Momente feuchte Augen, als auch Tränen des Verrats und der Trauer – zurechtzulegen. Und ja, die Romantik kommt dabei nicht zu kurz, denn:

„Es sieht so aus, als hätte er sie mit seinen Ästen in den Himmel gehoben.“

Eure Jil Aimée