Rezension – After truth: AFTER 2 – Roman – Anna Todd

12.05.2015 10:45

Rezension – After truth: AFTER 2 – Roman – Anna Todd

 

Kurzbeschreibung

Zutiefst verletzt hat Tessa ihre stürmische Beziehung zu Hardin beendet. Seit sie die Wahrheit über ihn erfahren hat, fühlt sie sich verraten und gedemütigt. Sie will ihr Leben zurück – ihr Leben vor Hardin. Doch da ist die Erinnerung an seine leidenschaftliche Liebe, seine Berührungen, die hungrigen Küsse. Ihr Verlangen nach dem unberechenbaren Mann mit den grünen Augen ist immer noch zu stark. Und sie weiß, dass er sie nicht einfach aufgeben wird. Aber kann er sich ändern? Können sie einander retten, oder wird der Sturm sie in die Tiefe reißen?

Erscheinungsdatum: 14. April 2015

Seitenzahl der Printausgabe: 768

Übersetzt von: Corinna Vierkant-Enßlin / Julia Walther

Verlag: Heyne Verlag

Hier geht’s zum Buch: https://www.amazon.de/dp/3453491173

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Danke an den Heyne Verlag für das Zusenden eines Rezensionsexemplars und ein webfähiges Cover.

 

Angaben zum Autor

Anna Todd lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann im texanischen Austin. Sie haben nur einen Monat nach Abschluss der Highschool geheiratet. Anna war schon immer eine begeisterte Leserin und ein großer Fan von Boygroups und Liebesgeschichten. In ihrem Debütroman AFTER PASSION konnte sie ihre Leidenschaften miteinander verbinden und sich dadurch einen Lebenstraum erfüllen.

 

Rezension – „Niemand ist wirklich unschuldig in dieser Welt, niemand.“ Oder auch „So ein wunderschönes Desaster“

Ich versuche, so wenig wie möglich vom Inhalt preiszugeben. An manchen Stellen kann dies aber nicht ganz vermieden werden. Daher, wer Spoiler fürchtet, sei gewarnt :)

Der erste Band ‚After passion‘ – mir durch meine kleine Schwester, die in Tessas Alter ist, empfohlen - ließ mich mehr als neugierig zurück. Ich musste unbedingt schnell erfahren, wie es mit Hardin und Tessa und deren gemeinsamen Achterbahnfahrt der Gefühle weitergeht. In ‚After truth‘ knüpft die Autorin dabei direkt an das Geschehen aus Band Eins an.

Tessa und Hardin sind wieder einmal getrennt, da die Lügen und der Vertrauensbruch von Hardin zu ‚seinem Mädchen‘ einfach zu tief gehen und eine Zerrüttung in Tessas Innerstem verursacht haben. Natürlich wollte Hardin das so alles nicht, steht sich aber, wie so oft, einfach selbst im Weg. Vieles ist dabei, wenn echte Gefühle im Spiel sind, durchaus durch seine tragische Vergangenheit nachvollzieh- wenn nicht sogar entschuldbar. So sieht es auch Tessa und verzeiht Hardin im Verlauf des Geschehens immer und immer wieder. Anderes wiederum ist nicht zu entschuldigen. Während man für Gefühle, die man hat oder eben auch nicht hat, nichts kann, so ist man doch immer für sein eigenes Verhalten verantwortlich. Und gerade dies ist ein Punkt, den Hardin in Band Zwei mehrmals auf schmerzlichste Weise selbst erfahren muss. Das ist auch gut so, denn anders kann er sich nicht entwickeln. Er verheimlicht Tessa einfach viel zu viel und schneidet sich dadurch relativ schnell ins eigene Fleisch und verirrt sich alsbald in seinen Lügen. Dabei liebt er sie. Und sie liebt ihn. Sein etwas hitziger und mehr als nur trotziger Charakter machen es ihm aber schwer, diese Gefühle einfach gelten zu lassen. Und dann wäre da noch sein überaus ausgeprägter Hang zur Gewalttätigkeit, den Tessa nicht dulden kann, er aber immer wieder auslebt. Es kommt, wie es kommen muss: Ein weiterer großer Knall, gerade als Tessa dachte, ihm wieder einmal verzeihen zu können und das es nichts Schlimmeres aus seiner Vergangenheit mehr geben kann, als dass er sie für eine Wette missbraucht hat.

„Ich weiß nicht, ob die Zeit es heilen wird oder nicht. Aber eins weiß ich: falls nicht, werde ich es nicht überleben.“

Leider hat sie falsch gedacht und eine tiefer gehende, schrecklichere Geschichte kommt ans Licht. Schrecklicher, als sie oder irgendjemand sonst hätte erahnen können. Eine Vergangenheit mit einer gewissen Natalie, zu jener ich nicht mehr sagen werde, außer, dass sich daraus resultierend auch Hardins Mom – die wir in Band Zwei kennenlernen – gegen eine Beziehung zwischen ihm und Tessa stellt. So wie es auch schon ihre eigene Mutter getan hat. Hardin hat der beiden Verhältnis zerrüttet…

  • Ihr wollt wissen, wer diese Natalie ist und was er mit ihr gemacht hat?
  • Warum seine eigene Mutter Tessa rät, sich von Hardin fernzuhalten?
  • Was hat Tessas Mom mit dem Ganzen zu tun und kann sie Hardin endlich akzeptieren oder Tessa aus seinem Bann entreißen? Dafür müsst ihr schon selbst in diese Geschichte eintauchen!

Wie dem auch sei. Tessa wird ihm immer wieder vergeben. Sie tut es immer. Sie ist einfach der gutgläubige, naive Typ, der für die schlimmsten Charakterzüge im Menschen eine Entschuldigung findet und einen Weg sucht, diesen zu retten.

  • Oder ist es dieses Mal anders?
  • Hat sie endgültig genug von Hardins ‚Spielchen‘ und flüchtet sich in eine Zukunft fernab von ihm?

Eine Zukunft mit anderen Freunden. Freunden, wie Zed, der zwar auch an der Wette beteiligt war, ihr in Folge aber immer treu und tröstend zur Seite stand, wenn Hardin wieder Mist gebaut hat.

  • Aber vielleicht spielt auch er nur mit ihr?

Dann wäre da noch Landon – sozusagen Hardins Stiefbruder – Tessas engster Vertrauter und bester Freund.

  • Kann er kitten, was zwischen den beiden zersprungen ist? Nur so viel sei gesagt: Im Verlauf der Geschichte sucht nicht nur Tessa seine Nähe und immer wieder seinen Rat.

Und schließlich wären da noch Kim und Christian aus dem Verlag, die Tessa nicht nur Kollegen und Vorgesetzter, sondern auch wahre Freunde sind. Durch diese beiden lernt sie nie den Mut für die Liebe zu verlieren, sieht aber auch ein, dass manche Beziehungen trotz wahrer Gefühle zum Scheitern verurteilt sind. Tessa liebt ihre Arbeit, nicht zuletzt wegen der lieben Kollegen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie an einem erneuten und alles entscheidenden Tiefpunkt mit / ohne Hardin einem nicht ausschlagbaren Angebot zustimmt, das maßgeblich ihre Zukunft gestalten wird. Es sei denn, Hardin wird es zu verhindern wissen…

 

Mit ‚After truth‘ hat Anna eine sehr gelungene Fortsetzung geschaffen. Band Zwei startet recht düster und knüpft direkt an das Geschehen an, in jenem man in ‚After Passion‘ zurückgelassen wurde. Es werden nachvollziehbare Emotionen vermittelt, die den Charakteren ein realistisches Maß an Tiefe verleihen ohne sie dabei zu gezeichnet erscheinen zu lassen. Gleich zu Beginn ist mir besonders positiv aufgefallen, dass Anna kapitelweise Perspektivenwechsel im Erzählgeschehen vollzieht, die es dem Leser verständlich machen, wie Hardin so tickt und warum er wie reagiert. Auch gibt es für mich in diesem Band nicht mehr die chronologischen Patzer, die mich in ‚After Passion‘ leider an mancher Stelle doch zum Stocken gebracht haben. Allerdings ist mir erneut die Schrift persönlich etwas zu klein gehalten. Ich verstehe, dass dies aufgrund der enormen Seitenanzahl durchaus sinnvoll erscheint, dennoch wäre mir eine etwas größere Schrifteinstellung angenehmer gewesen. Besonders liebe ich die einzelnen Verweise der Charaktere innerhalb des Buches auf klassische Romane. Die Zitate daraus sind einfach der beiden Ding und beweisen, dass man egal wie unterschiedlich man scheint, dennoch was Bedeutendes gemein haben kann. Dies entwickelt zwischen den beiden eine sehr schöne Dynamik und lässt gerade bei dem harten Hardin auch weichere Wesenszüge zum Vorschein kommen. Er kann sich endlich fallen lassen, er muss es nur noch lernen und darauf vertrauen, von Tessa aufgefangen zu werden. Und auch Tessa muss nicht mehr die perfekt antrainierte Maskerade aufrechterhalten und kann sich zu einer selbstbewussten und eigenständigen jungen Frau und Persönlichkeit entwickeln, die sich nicht einfach so alles bieten lässt, sondern für sich selbst einsteht.

„Aber hinter einem aufgesetzten Lächeln und etwas Small Talk lässt sich scheinbar auch der tiefste Schmerz verstecken.“

Dies führt an der einen oder anderen Stelle im Buch nicht nur zu weiteren Auseinandersetzungen mit Hardin, sondern auch zu echten Machtkämpfen mit ihrer Mutter.

In Bezug auf die Beziehung zwischen Hardin und Tessa kann ich sagen, dass sich eine Entwicklung in der Liebe der beiden immer deutlicher abzeichnet. Auch die Charaktere an sich unterliegen einer Weiterbildung, sie wachsen, werden größer und gewinnen an Dimension, auch wenn diese Entwicklung nur selten einfach ist. Aber sie stellen sich den Herausforderungen. Vielleicht nicht immer gleich, doch versuchen sie weniger vor ihren Problemen davonzulaufen, sondern es zur Abwechslung mal mit offenen Dialogen und harter Ehrlichkeit. Eine Ehrlichkeit, die sich erst beweisen muss und immer wieder von der Vergangenheit und den von beiden errichteten Mauern verdrängt wird, es aber doch schafft, sich stets nach vorne zu kämpfen. Schritt für Schritt lernen die beiden, die Dämonen ihrer Vergangenheit endlich loszulassen, auch wenn sie dabei immer wieder Rückschläge und Enttäuschungen einstecken müssen.

„Es ist alles, was ich fürchte, alles, was ich will und alles, was ich brauche.“

Bei Hardin z. B. wird ein Schritt in eine ‚gelassenere‘ Zukunft mit dem Treffen auf Natalie (wer das ist, lest selbst) eingeleitet. Die beiden finden sich im Wechsel zwischen Auf- und Abwärtsspirale und streiten immer und immer wieder. Fast, wie in einem Teufelskreis. Das führt natürlich zu etlichen Wiederholungen innerhalb des Plots. Diese stören mich jedoch überhaupt nicht, sondern zeigen meinem Empfinden nach nur noch viel deutlicher, wie zerrüttet die beiden durch ihre jeweilige Vergangenheit sind und das man Vertrauen erst erlernen und hart erarbeiten muss.

Kleiner Negativpunkt innerhalb der Geschichte ist für mich an so mancher Stelle ein wenig die Ausdrucksweise. So erklärt Hardin in ‚After Passion‘ noch, dass er das ‚auch‘ in ‚ich liebe dich auch‘ nicht leiden kann, da es mehr wie eine Antwort denn echte Gefühlserwiderung klingt und dennoch verwenden beide dies in Band Zwei häufiger. Dafür ist es schön, mehr und mehr auch in die anderen Charaktere eintauchen zu können. Charaktere, wie Tessas Arbeitskollegen oder Hardins Familie und ‚Freunde‘. So zum Beispiel bei Zed: Zu Beginn der Reihe mochte in Zed sehr, aber so langsam entwickelt er sich leider (für mich an manchen Stellen auch wenig nachvollziehbar) zu einem negativen und intriganten Antifreund und quasi zum Ar…. der Geschichte. Vielleicht scheint das auch nur so und wir müssen abwarten, wie sich die Reihe entwickeln wird. Sollte er aber wirklich nur am ‚Verarschen‘ interessiert sein und am Ende sogar noch mit z. B. Molly oder so tiefer unter einer Decke stecken, ist das schlimmer und zerstörerischer als alles, das Hardin Tessa je angetan hat. Da kann man nur hoffen, dass sie ihre Augen rechtzeitig genug öffnen kann.

Anna hat es wieder einmal geschafft, mich mit ihrem lockeren und jugendlichen Stil und der ‚echt‘ wirkenden Geschichte in ihren Bann zu ziehen. Sie bietet viele elektrisierende und erotische sowie humoristische Momente, die es vereint mit einem angenehmen Schreibstil dem Leser leicht machen, etwas mehr Durchhaltevermögen an den Tag zu legen. Unterstützt wird dies auch durch das schlicht und dennoch ansprechend gehaltene Cover, dass der Geschichte Raum lässt, sich selbst zu entfalten und den Titel den Inhalt genau erfassen lässt. After truth eben. Ich habe gelacht, geweint, an manchen Stellen einfach nur mit dem Kopf geschüttelt oder mich geärgert. Eben eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle mit dem gutgläubigen Mädchen vs. dem harten und reizbaren Macho durchlebt. Hin und wieder fühlte ich mich sogar in meine eigene Jugend- und Studienzeit versetzt. Eine Zeit, in der man wie die Protagonisten Tessa und Hardin, lernen muss, erwachsen zu werden und mit Konsequenzen aus Handlungen zu leben. Eine rundum brillante und feurige Geschichte.

Fragen, die zurück bleiben und mich – Euch hoffentlich auch – Band Drei ersehnen lassen sind:

  • Was ist in Hardins Mappe?
  • Wird sich der Kampf um Zed aufklären?
  • Wird Tessa in eine Zukunft mit Hardin gehen oder führt sie der Beruf nicht nur in eine fremde Stadt und weg von der Liebe, sondern auch in unüberbrückbare Differenzen?
  • Oder lernen beide wahre Kompromisse einzugehen?
  • Und was geschieht mit Tessas unverhoffter Begegnung gegen Ende?

Abschließend kann ich einfach nur meine Worte zu Beginn wiederholen: Eine sehr gelungene Fortsetzung, die große Lust auf ‚After love‘ schürt. Vielen Dank.

Eure Jil Aimée