Rezension - Das Café der guten Wünsche - Marie Adams

17.10.2016 11:42

Kurzbeschreibung

Glück fällt nicht vom Himmel – aber manchmal ist es trotzdem zum Greifen nah …
Julia führt mit ihren Freundinnen Laura und Bernadette ein kleines Café mit einem ganz besonders charmanten Konzept: Jedem Gast wird heimlich ein guter Wunsch hinterhergeschickt. Julia wundert sich nicht, dass alle Gäste das Café glücklicher verlassen, schließlich glaubt sie an die Macht der guten Gedanken – die auch ihre große Liebe Jean zurückbringen soll. Alle anderen Männer hält sie deshalb auf Abstand – bis Robert sich mit (anfangs) unlauteren Mitteln in ihr Herz schleicht. Ist es seine Schuld, dass auf einmal manches schiefläuft? Oder braucht sie nicht nur Glück, sondern auch eine große Portion Mut, um sich wirklich auf die Liebe einzulassen?

Erscheinungsdatum: 19. September 2016

Seitenzahl der Printausgabe: 333

Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag

ISBN-10: 3734102782

ISBN-13: 978-3734102783

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An dieser Stelle ein ganz liebes Dankeschön an den blanvalet Verlag für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars im Taschenbuchformat sowie ein webfähiges Cover. Diese Tatsache hat natürlich keinen Einfluss auf meine Meinung und Bewertung des Buches.

Angaben zum Autor (gemäß Amazon)

Marie Adams veröffentlichte unter dem Namen Daniela Nagel bereits Romane – in denen es darum geht, die Liebe nach Jahren durch den Alltag zu retten und das Familienchaos zu meistern. Umso mehr Freude hat sie nun daran, ein Liebespaar auf fast märchenhafte Weise erst einmal zusammenzubringen – schließlich weiß sie aus eigener Erfahrung, wie irrational das Glück manchmal arbeitet.

Rezension – Wenn Wünsche Dich das Leben lehren

Das Café der guten Wünsche‘ von Marie Adams führt uns in das Leben dreier bester Freundinnen, die zusammen ein Café der besonderen Art führen. Eine dieser Freundinnen ist Julia, die das Café Juliette einst von ihrer Oma geerbt hat – samt einem Buch voller positiver Lebensweisheiten und Sprüche. Genau diese ‚guten Wünsche‘ bilden den Kern, das Besondere des kleinen Cafés, denn Julia und ihre beiden Freundinnen Laura und Bernadette glauben fest an die Macht der Gedanken und die Kraft der guten Wünsche, um ein Leben zu verändern, es zu verbessern. Daher schicken sie im Stillen jedem Gast, der ihr herzliches Kleinod verlässt, einen positiven Gedanken hinterher. Woher genau sie ihr Wissen darüber nehmen, was ebendieser Gast so dringend braucht – Ruhe, Liebe, Vergebung, einen neuen Job, eine bestandene Klausur -, erspüren sie mit ihrem Herzen und vertrauen dabei auch ganz auf ihre Intuition. Auch notieren sie sich ihre eigenen Sehnsüchte und Träume auf Zetteln, die sie in eine kleine Dose stecken. Immer in dem unerschütterlichen Glauben, dass alles gut werden wird. Denn Gedanken können ein Eigenleben entwickeln, sich verselbständigen und so erfüllen – egal, ob gut oder schlecht.

„Ihre Gedanken waren die Baumeister ihres Glücks, […]“

Daher ist es für die drei Freundinnen immer das Beste, sich etwas Positives zu denken und an das Gute im Menschen zu glauben. Doch leider kommt es oft anders, als man zunächst denkt.

Sie wollten als Freundinnen für immer zusammenbleiben, das Café aus dem Herzen heraus führen und Wünsche wahr werden lassen. Leider hat das Leben andere Pläne und entreißt der Gruppe Bernadette – wenn auch nur für ein paar Monate, denn diese wird in Frankreich studieren. Auch Laura ist in letzter Zeit immer weniger im Café anwesend, eigene Probleme halten sie von ihrer Arbeit dort ab. Um eine Lösung für das Café zu finden und auch Julia nach Bernadettes Wegzug einen Untermieter zu beschaffen, treffen sich die Freundinnen noch einmal und notieren sich ihre dringendsten Wünsche. Für Julia bedeutet ihr sehnlichster Wunsch, dass sie endlich ihre vermeintlich große Liebe Jean – ein Franzose, den sie vor Jahren getroffen und sich direkt in ihn verliebt hat, aller Sprachbarrieren zum Trotz – wiedersehen und mit diesem bis ans Ende ihrer Tage glücklich werden wird. Auch hofft sie, dass sich alles zum Guten wenden wird, mit dem Café und ihrer Wohnung. Für Bernadette bedeutet es, dass sie nach Rückkehr ihres Auslandsaufenthaltes wieder im Café Juliette arbeiten kann, und sich nichts zum Schlechten verändert. Für Laura – die Pragmatische – bedeutet es, endlich ihren Weg zu finden. Sie möchte nicht, dass sich etwas verändert, sondern alles beim Alten bleibt und dennoch besser wird. Den Männern hat sie abgeschworen, zu oft wurde sie enttäuscht. Doch oftmals sind es gerade die unvorhergesehenen und daher beängstigen Veränderungen oder Begegnungen – solche, denen man nicht ausweichen kann -, die das Leben in positivere Bahnen lenken. Manche Veränderungen müssen einfach ertragen, willkommen geheißen, akzeptiert werden, damit sich Wünsche wirklich erfüllen können. Doch so mancher Wunsch verändert sich auch mit dem Lauf der Zeit und was einst so bedeutsam war, gerät vergessen oder wandelt sich.

Mit Bernadettes Auszug beginnen die Veränderungen im Café Juliette und seinen guten Seelen Einzug zu halten. Nicht nur, dass Julia einen neuen Mitbewohner – Robert, eher von der vernunftmäßigen Sorte – bekommt, der ihr mit der Zeit unter die Haut geht und Zweifel in Bezug auf Jean aufblühen lässt.

„Ich glaube, dass wir die Seele eines Menschen in Sekunden erfassen können, wenn dieser Mensch eine Bedeutung für unser Leben hat.“

Nein, auch das Café verändert sich. Es kommt zu neuen Miteigentümern im Haus, die dringende Sanierungen erwünschen, was ihren Cafebetrieb für eine Weile lahmlegt. Dann eröffnet auch noch ihr Bruder unweit ihrer eigenen Location einen Gastronomiebetrieb – aus Eifersucht oder Neid? Man weiß es nicht -, und begeht dabei einen folgenschweren Verrat. Laura und Bernadette werden aus überraschenden Gründen von der weiteren Mitarbeit im Café abgehalten und die Zukunft der drei Freundinnen entwickelt sich in eine Richtung, die sie sich alle so nicht gewünscht hatten. Sie befinden sich an einem Wendepunkt – in ihren Leben, Lieben und in ihrer Freundschaft.

  • Werden die Freundinnen wieder zusammenfinden oder trennen sich ihre Wege auf lange Zeit?
  • Robert oder Jean – zwei unterschiedliche Männer und doch beide Bestandteil von Julias Herz. Für wen wird sie sich entscheiden?
  • Welchen Verrat begeht ihr Bruder und kann sie diesen verzeihen?
  • Was wird aus dem Café Juliette oder, besser gesagt, dem ‚Café der guten Wünsche‘?
  • Braucht es wirklich nur einen guten Gedanken, um alles zum Besten zu führen, oder eben doch harte Arbeit?
  • Und schließt das eine das andere aus?

„Gedanken waren wie Samen, die hässliches Unkraut oder blühende Wiesen hervorbrachten, […]“

Lest selbst und lasst Euch mitnehmen in einen ruhigen Liebesroman mit einer neuen, wundervollen Idee und voll Liebe fürs Detail. Es sind oft die Kleinigkeiten – wie ein Stück Nusstorte -, die das Ganze zu etwas Besonderem machen: Einem Café, das Wünsche erfüllt. Es ist durchspickt von Überraschungen und Wendungen, gemalt mit viel Gefühl und untermauert mit der Kraft der Gedanken. Dabei glänzt die Autorin mit einem reduzierten, ruhigen Schreibstil, der dennoch angenehm zu lesen ist und sämtliche Emotionen in das Herz des Lesers bringt. Gefühle werden nicht nur transportiert, sondern erlebbar gemacht. Man leidet mit Julia mit, sorgt sich um ihr Café, fiebert ihrer Liebe entgegen. So auch bei den anderen Charakteren, von denen man den einen etwas mehr, den anderen etwas weniger kennenlernt. Und das ist gut so, denn dem Leser soll Raum für eigene Gedanken und Sichtweisen bleiben. Lasst Euch von einem Gute-Laune-Buch berieseln, dessen Titel fast magisch anmutet und für die Geschichte nicht treffender hätte gewählt sein können. Er ist ebenso bunt und anziehend, wie auch das wunderschöne Cover und die versteckten, zu entdeckenden Einzelheiten und Eigenheiten der Charaktere an sich. Alles Dinge, die die Autorin wunderbar in Einklang bringt und das Lesen zu einem kleinen Ausflug aus dem trüben Herbstalltag macht.

Als ich von dem Buch erfahren habe, musste ich es direkt haben. Es ist an unserem siebten Hochzeitstag erschienen, ein gutes Zeichen. Und allein schon das Cover und der Titel haben mich direkt angezogen. Ein Café der Wünsche, ich wusste nicht, was ich mir darunter vorstellen sollte. Konnte man darin Wünsche tauschen? Bei einem Stück Kuchen einen Wunsch erfüllt bekommen? Konnte man gar selbst anderen dort Träume erfüllen? Ich wusste es nicht, doch meine Fantasie begann zu schweben und entwickelte die kuriosesten Ideen und Erwartungen. Und darin liegt vielleicht genau das Problem. Die Erwartungen, die geschürt werden. An das Buch, den Inhalt, die Entwicklung, das Erfüllen der Wünsche. Vielleicht hätte ich noch offener an die Geschichte gehen müssen. Leider hat sie mich nicht komplett in ihren Bann ziehen können, was mehrere Gründe hat:

Zunächst habe ich ein bisschen gebraucht, um wirklich in die Geschichte mit all ihren Verstrickungen hineinzukommen. Sie wirkte auf mich zu Beginn doch recht orientierungslos. Ich wusste manchmal einfach nicht, wo ich mich jetzt zeitlich und inhaltlich befand. Das wurde dadurch verstärkt, dass das Buch gänzlich ohne Kapitel geschrieben ist – und ich bin nun mal eher der Kapiteltyp. Es wurde zwar in wechselnden Perspektiven erzählt, die entsprechend auch gekennzeichnet und eingeleitet wurden, aber ich hätte mir da doch etwas mehr Struktur gewünscht. Ein weiterer Punkt für mich ist, dass mir gerade die Bruder-Schwester-Beziehung, da sie doch ein starkes Gewicht innerhalb der Geschichte erhält, zu wenig ausgebaut ist bzw. das Ende zu wenig Lösung verspricht. Es muss die Prota treffen, wenn ihr eigener Bruder sie hintergeht, tief erschüttern und bei all den guten Gedanken, reicht da eben ein solcher nicht unbedingt aus. Das Gleiche gilt für mich auch für das Thema der Sanierung und des neuen Miteigentümers des Hauses, in dem Julia lebt. Es ist ein gravierender Einschnitt für ihr Leben und ihre Arbeit und die Auflösung und Wendung zum Guten kommt mir am Ende zu gehetzt bzw. zu wenig ausgefeilt vor. Da hätte es durchaus Erweiterungspotenzial gegeben. Aber das ist sicherlich Geschmacksache und nur meine subjektive Meinung. Ansonsten kann ich sagen, dass ich das Lesen alles in allem sehr genossen habe. Vor allem Stil und Wortwahl der Autorin und Ausgestaltung der Charaktere haben mich berührt und das Lesen zu einer Ausflucht aus dem Alltag gemacht. Es ist eine wunderschöne Idee, ein interessantes Thema und eine liebevolle Geschichte, die einen den Glauben an die eigenen Wünsche und das eigene Herz lehrt. Daher empfehle ich diesen Roman sehr gerne weiter und wer etwas offener als ich an die Story geht, wird sicher vollends begeistert werden.

 

Das Buch macht mit seiner herzlichen Art Laune und vertreibt dabei so manch trübe Stunde und lässt den ein oder anderen dunklen Herbsttag glänzen. Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Lektüre.

 

Eure Jil Aimée