Rezension - Drei kleine Worte - Petra Röder
Kurzbeschreibung:
Geld allein macht weder glücklich, noch schützt es vor einem gebrochenen Herz. Das hat auch Millionärstochter Liv Bennett mittlerweile gelernt. Sie lässt all den Luxus und eine schmerzhafte Beziehung hinter sich und zieht von New York nach London, um dort bei ihrer Tante ein völlig normales Leben zu führen. Doch irgendwie läuft alles anders, als erwartet und daran ist Eric, der Untermieter ihrer Tante nicht ganz unschuldig. Und dann steht plötzlich auch noch die Polizei vor der Tür.
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 262 Taschenbuchseiten
Angaben zum Autor (gemäß Amazon):
Der Name Petra Röder steht für gefühlvolle Liebesromane, bei denen auch Spannung und Humor nicht fehlen dürfen. Petra Röder lebt mit ihrem Mann und sechs Katzen im wunderschönen Nürnberg. Bevor sie als Autorin große Erfolge feierte, arbeitete die achtfache Dart-Weltmeisterin als selbstständige Illustratorin. Auch heute noch gestaltet sie einige ihrer Cover selbst.
Mittlerweile ist ihre komplette "Blutrubin - Trilogie" erschienen, sowie viele weitere Romane. Die "Flammenherz-Saga" (Historischer Zeitreiseroman), "Mitten ins Herz" (Romantikthriller) und "Traumfänger" (Fantasy)
Auch erschienen ist die "Megan Bakerville Reihe", eine romantische und lustige Chick Lit Serie. (Plötzlich verliebt, Plötzlich verlobt und Plötzlich verheiratet) sowie "School of Secrets" (Fantasyroman) und "Liebe klopft nicht an" (Liebesroman)
Ihre neueste Serie "Seasons of Love" ist ebenfalls veröffentlicht und besteht aus vier Einzelromanen (Der Duft von Schnee/Der Klang von Regen/Der Geschmack von Sonne/Das Flüstern von Wind).
Mehr über die Autorin unter www.petra-roeder.com
Rezension - Vom Millionär zum Tellerwäscher und von Gleichgültigkeit zu wahren Gefühlen
Olivia stammt aus reichem Hause und hat alles wovon man oberflächlich betrachtet nur träumen kann. Jeder Luxus ist für sie weniger als nur einen Wimpernschlag entfernt. Materielle Träume und Wünsche lassen sich mit einem Fingerschnipsen im Handumdrehen verwirklichen. Alles dem Dank ihres Vaters – ein Workaholic wie es im Buche steht, der erfolgsversessen und Gier getrieben von einem aussichtsreichen Geschäft zum nächsten tadellosen Abschluss kommt. Das war nicht immer so. Es gibt eine Zeit vor dem Erfolg, die den wenigsten Vertrauten in Erinnerung geblieben ist, derer sich Olivia – auch Liv genannt – aber zu Beginn der Erzählung schmerzlich bewusst wird. Eine Zeit, in jener es noch die Familie Bennett gab und nicht nur die Mogul-Marke. Eine Zeit, in der ihrem Vater neben Geld, Erfolg und Ansehen auch noch andere Dinge, wie Verstand, Liebe und Gemeinsamkeiten wichtig waren. Eine Zeit, in der SIE ihrem Vater noch wichtig war. Dies schien nun nicht mehr so. Und all die Vorteile, die ihr ein goldener Käfig auch zu bringen vermochte – beruflicher Erfolg, finanzielle Sicherheit, Freunde in den elitärsten Kreisen – ersetze doch eines nicht: Echtes Gefühl und wahre Zuneigung. Mit dem Erfolg des Vaters kam nämlich auch eine neue Frau. Eine Frau, der die Dollarzeichen aus den Augen spiegeln und der nichts höher geht als Luxus oder ein gehobenes Prestige. Für echten Spaß und Familiensinn, ja Nähe, ist da kein Platz mehr. Es zählt nur noch die nach außen schön polierte Fassade, dass diese von innen heraus bereits zerbröckelt ist, ist nicht von Belang. Dies alles kann Liv zu Beginn der Geschichte nicht länger dulden. Sie möchte aus gewohnten und als Millionärstochter überaus behüteten Bahnen ausbrechen und ein eigenes Leben fernab der Entscheidungen ihres von Gier nahezu erfolgszerfressenden Vaters führen und entscheidet sich zu einem Abschied von New York. Sie möchte eine Weile bei ihrer Tante Tessa in London leben, um sich ein wirklich eigenes und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Ein Einfaches, fernab von unnützem Reichtum, der doch nur die Menschen verschlechtert.
„Eines hatte Liv gelernt: Geld veränderte die Menschen. Es ließ sie oberflächlich werden und den Blick fürs Wesentliche verlieren. Reiche lebten in ihrer eigenen Luftblase und sie konnte nicht länger ein Teil davon sein.“
Um die ersten Wochen nicht allein in London verbringen zu müssen wird Liv von ihrer besten Freundin Claudia – ebenfalls aus stinkreichem Hause, aber mit dem Herz am rechten Platz und der Offenheit auf der Zunge – begleitet.
„Manchmal glaube ich, du redest nur, um Geräusche zu machen. Du bist echt bescheuert. Was du brauchst, ist ein Psychiater, der die Herausforderung schätzt.“ (Liv zu Claudia)
Sie wird ihr zu einer wichtigen Stütze in einer für sie noch viel wichtigeren Zeit. Der Zeit des Lossagens von alten Grenzen. Denn manchmal weist das Leben einen in die Schranken und manchmal kann man auch aus diesen Schranken ausbrechen. Und das versucht Liv, sobald sie in London ankommt. Natürlich fällt es ihr nicht unbedingt leicht, von einem zum anderen Tag auf jeglichen Luxus zu verzichten. Aber das einfache Haus ihrer Tante kommt ihr schon ein großes Stück entgegen. Angefangen damit, dass sich die beiden für die Dauer von Claudias Besuch ein Zimmer werden teilen müssen, da das zweite Gästezimmer an einen Untermieter vergeben ist. Dies allerdings zum Entsetzen Claudias, denn so liebevoll und loyal sie als Livs Freundin auch sein mag, genauso sehr schätzt und liebt sie allerdings ihren Luxus. Es wird eine spannende Zeit für die beiden. Und gemeinsam beginnen sie Livs neue Heimat zu erkunden. Ihre Tour durch die schönsten Plätze Londons führt sie auch in eine Bar. Von Hunger und Durst getrieben bleibt ihnen auch nichts anderes übrig. Womit sie allerdings nicht gerechnet haben, ist das der Charme des Legolas-Barkeepers mehr als nur zu wünschen übrig lässt und er ihnen gegenüber sehr ausfallend wird, was ihre offensichtliche Herkunft aus reichem Hause angeht. Augenscheinlich, da die Luxuskleidung der beiden Bände spricht. Leicht angesäuert versuchen Liv und ihre Freundin sich in Zukunft auch optisch gesehen besser anzupassen und suchen im Anschluss einen Secondhand-Store auf. Leider ist es damit allerdings nicht getan. Denn als sie wieder bei ihrer Tante ankommen, müssen sie feststellen, dass der unfreundliche Traum von einem Barkeeper auch der Untermieter Eric ist, mit dem sie sich in Zukunft werden arrangieren müssen. Die Begeisterung hält sich auf allen Seiten in Grenzen…
Bei weiteren Touren durch London lernen Liv und Claudia zwei attraktive junge Männer kennen, deren Interesse sich nicht verbergen lässt. Sie verbringen viel Zeit mit den beiden und Claudia fängt mit einem von ihnen eine Beziehung an. Auch wenn sie sich dafür zunächst nur den Spott ihrer Freundin zuzieht, da diese nicht umhin kommt anzumerken, dass Claudia ihre Freunde schneller wechselt als manch einer von ihnen seine Unterwäsche. Liv kann und will sich so schnell einfach nicht auf etwas Neues einlassen, zum Leidwesen von dem zweiten attraktiven Begleiter, der es nicht müde wird immer wieder seine Chancen bei ihr auszutesten. Liv hingegen beschäftigt aber viel mehr Eric, der Barkeeper und Mitbewohner, der ihr trotz seiner schroffen Art zunehmend beginnt unter die Haut zu gehen. Dies kann sie allerdings nicht nur auf sein hinreißendes Äußeres abschieben, sondern es baut auch auf den wenigen Momenten, in denen er wie ausgewechselt freundlich zu ihr ist und der einzige zu sein scheint, der sie versteht, auf. Um diesen Gedanken auszuweichen stimmt sie etwas widerwillig zu, sich mit Claudia und den beiden jungen Männern auf einer angesehen Halloweenparty zu treffen. Und dort kommt es Schlag auf Schlag:
Liv wird einmal mehr bewusst, dass sie sich nicht Gefühlen und Avancen hingeben kann, die sie einfach nicht erwidert. Ganz egal, wie charmant ihr Begleiter auch sein mag. Freundschaft ist Freundschaft und Liebe ist Liebe. Zudem mag sie zu sehr angetrunkene Männer einfach nicht, schon gar nicht, wenn diese ihr ungebeten auf die Pelle rücken. Zum Glück ist Eric da, um sie vor größerem Schaden zu bewahren. Und das gleich mehr als nur in einer Hinsicht an diesem Abend. Leider bleibt er aber nicht ihr knight in shining armor oder besser gesagt ihr Legolas mit Pfeil und Bogen, denn ein ungebetener Gast aus der Vergangenheit hat es nach London geschafft, um Liv das Leben und den Neuanfang schwer zu machen: Belinda Parker – ihre versnobte, stinkreiche und verzogene Erzrivalin aus den USA.
„Ein Paradebeispiel dafür, dass Reichtum mangelnde Intelligenz nicht ersetzte, war Belinda Parker.“
Sie versucht nicht nur einen Keil zwischen Liv und Eric zu treiben und deren beginnende Freundschaft zu torpedieren, sondern hetzt ihr auch die Polizei auf den Hals. Eine weitere Sache, die Liv neben ungebetenen Gästen einfach nicht gebrauchen kann, da noch eine andere Schreckensnachricht sie ereilen wird und ihre Welt aus den Angeln hebt: Eine schwere Krankheit, die das Leben eines Nahestehenden fordern möchte. Liv versucht alles in ihrer Macht stehende zu tun, dies zu verhindern, aber ohne Geld - denn ihr Vater hat ihr den Zugang zu diesem verwehrt, da auch er mehr ist als er zu sein scheint – und mit der Polizei gegen sich, ist es fraglich, ob ihr dies gelingen wird.
So, jetzt habe ich ganz schön viel geschrieben, ohne Euch wirklich viel über den eigentlichen Inhalt zu verraten. Aber ich wollte euch einfach ein bisschen Lust auf diese etwas andere und nicht minder schöne Geschichte machen. Ihr denkt vielleicht, ihr wisst schon viel darüber, aber so ist es nicht. Die Geschichte selbst birgt viele überraschende Wendungen und Geheimnisse, Stolpersteine für Freundschaften und Gefühle und wirft eine Unmenge an Fragen auf, deren Antwortsuchen ein spannendes Leseabenteuer durch eine der schönsten Städte Europas ist. Fragen, wie:
- Wer sind die zwei Unbekannten, mit denen sich Liv und ihre Freundin treffen und was führen sie im Schilde?
- Was wird aus Claudia und ihrer neuen Liebe, wenn sie bald wieder nach NY zurückkehrt?
- Woher kommt Eric und was sind seine Beweggründe für sein widersprüchliches Verhalten Liv gegenüber? Hat er vielleicht eine ähnliche Vergangenheit wie Liv?
- Mit wem wird Liv trotz aller guten Vorsätze, erst einmal keinen Mann an sich ranzulassen, prickelnde erotische Momente und echte Gefühle erleben und kann das gut ausgehen?
- Und wie passt ein düsterer Vampir da rein?
- Welchen Dreck hat ihr Vater am Stecken und was verheimlicht er ihr?
- Lässt sich mit einem Neuanfang in London die Hürde der zerrütteten Familie überwinden und mit etwas Distanz wieder zusammenfinden?
- Wer ist lebensbedrohlich erkrankt und wird es Liv schaffen, zu helfen?
- Was hat Belinda Parker vor und warum hetzt sie Liv die Polizei auf den Hals?
- …!
Ich könnte euch noch viele weitere Fragen anbieten, aber das mache ich nicht. Lest die Geschichte einfach selbst, denn es lohnt sich. Sie scheint wie ein klassischer Liebesroman zu sein, bedient sie doch alle Gefühle, die man sich darin nur erwünschen kann und doch bleibt es am Ende offen, ob es eine Liebe geben wird. Oder nicht? Findet es selbst heraus, ihr habt meine absolute Leseempfehlung für Drei kleine Worte! Diese Geschichte ist einfach so viel mehr.
Petra hat es mit dieser Geschichte wieder einmal geschafft mir am Ende des letzten Satzes einen leicht wehmütigen und doch überaus freudigen Seufzer zu entlocken. Vorab, das deshalb, weil es einen zweiten Teil geben wird, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt. Ich liebte diese Geschichte und wollte, dass sie noch nicht zu Ende ist, als ich virtuell die letzte Seite umblätterte. Dies ist nicht nur den überaus gut durchdachten und stark ausgebildeten Charakteren geschuldet, mit jenen diese Episode glänzt, sondern auch auf Petras angenehmen und humorvollen Schreibstil zurückzuführen, der einem hin und wieder an passender Stelle die nötigen Herzaussetzer beschert, die ein Erzählabenteuer unvergessen machen. Sie verwendet einfach den unterschiedlichen Charakteren entsprechend passende und interessante Ausdrucksweisen.
„Diese telepathischen Pimmelattacken sind ja nicht zum Aushalten.“
Neben ganz viel Humor und Sarkasmus in Bezug auf z.B. die Sitznachbarbeschreibung auf dem Hinflug der beiden Freundinnen (‚Füße aus Parmesan‘ / ‚Flugzeugtoilette als Luftkurort‘) trifft man auch auf starke Emotionen. Drei kleine Worte ist spannend, voll knisternder Erotik an genau den richtigen Stellen. Auch Tränen sind dabei, es wird einfach die gesamte nur vorstellbare Gefühlspalette mit einem hinreißenden Charme serviert, dass man gar nicht anders als zuschlagen und vollends darin aufgehen kann. Die Charaktere sind echt und greifbar und überaus identitätsstiftend. So findet man zum Beispiel in Claudia nicht nur das Luxusmädchen, sondern vor allem auch eine loyale Freundin, die nicht auf den Mund gefallen ist. Ihre Ausdrucksart ist so spitz und explosiv, wie eine Handgranate wenn sie hochgeht, wenn es darum geht, ihrer Freundin den Rücken zu stärken. Ich musste einfach während dem Lesen herzlichst lachen und habe mich trotz der vielen Schreckmomente rundum wohlgefühlt, da ich mir eine solche Geschichte auch genauso im echten Leben vorstellen kann. Großes Kompliment auch an Petra dafür, dass sich eine potenzielle Liebe innerhalb dieser Geschichte nicht von heute auf morgen entwickelt sondern über die Dauer des Buches hin, vielleicht sogar darüber hinaus, erst heranwachsen muss. Der Weg dahin ist langsam und steinig. Das hat mir diese Geschichte einfach noch greifbarer gemacht. Drei kleine Worte habe ich mit meinen 26 Jahren denke ich in genau dem richtigen Alter gelesen und kann es kaum erwarten, auf viele noch unbeantwortete Fragen im zweiten Teil Auskunft zu erlagen.
--Jil Aimée