Rezension – Frauen sind auch bloß Männer (Kurzroman) – Lilly Panther

06.08.2015 17:16

Kurzbeschreibung

Für April Moon sind Männer so ungefähr das Nützlichste seit der Erfindung des runden Teebeutels. Das beweist sie auch wöchentlich in ihrer Kolumne. Dumm nur, dass ausgerechnet an dem Abend, als sie in aller Ruhe (allein!) in ihrem Lieblingsrestaurant speisen möchte, ein besonders ausgereiftes Exemplar dieser Gattung auftaucht: Christopher Sun, Kolumnist des Männermagazins Machoman, selbstredend eingefleischter Macho. Also wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich auch noch heraus, dass beide den gleichen Tisch reserviert haben. Da keiner von beiden zurückstecken will, sind sie gezwungen, den Abend miteinander zu verbringen. Es dauert keine Minute, da fliegen die Fetzen − und das ist erst der Anfang …

Erscheinungsdatum: 28. Mai 2015

Seitenzahl der Printausgabe: 135

Verlag / Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

Illustrator: Mike Beuke

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Angaben zum Autor (gemäß Amazon)

Lilly Panther:

  • sitzt bei Regen am liebsten unter einer gestreiften Markise
  • würde gern mal in Schokolade baden
  • hätte viele Freunde, wenn sie sich drum kümmern würde
  • kann Gefühle zeigen (z.B. als Charlie Sheen aus Two And A Half Men ausgestiegen ist)
  • streitet gern, wenn man ihr die Gelegenheit gibt, recht zu behalten
  • nimmt sich oft vor, die Haare offen zu tragen, macht dann aber doch einen Zopf

 

Rezension – Von Gegensätzen, die sich magisch anziehen und scharfzüngigen Wortgefechten

In ‚Frauen sind auch bloß Männer‘ treffen wir auf die toughe, und manchmal auch doch nicht ganz so toughe, Frauenrechtsverfechterin und feministische Kolumnistin April Moon und ihren machohaften und ‚Seht-her-ich-krieg-sie-Alle,-einfach-weil-ich-es-kann‘ Gegenpart und Kollegen Chris Sun. Die beiden, jeweils für unterschiedliche Blätter arbeitenden Journalisten, die sich mit ihren gegensätzlichen Kolumnen das Publikum rauben wollen, treffen in einem Lokal aufeinander und werden, wie es das Schicksal so will, an einen Tisch gefesselt.

„Ich verstecke mich hinter der Speisekarte, bis ich mit dem Nachtisch verschmelze.“

Unnachgiebig, stur und verbissen wie sie beide sind, beharrt ein jeder auf seiner Position und seinem Recht, der Erste am Platz gewesen zu sein und so entfacht sich ein wortstarkes und überaus lustiges Battle zwischen den beiden, das über den reinen Kampf um den Stammtisch hinausgeht und in einer Diskussion um Emanzipation und Machogetue endet. Die beiden scheinen sich nicht ausstehen zu können und treffen in der Folgezeit mehr oder minder freiwillig zunehmend oft aufeinander. Sie gehen einander nicht aus dem Kopf, schreiben sich Nachrichten, bekriegen sich beruflich und enden doch irgendwann in einer mehr als eindeutigen Situation, die sich beiden die Frage stellen lässt, ob sie sich wirklich nicht mögen.

„In seiner braunen Iris tanzen goldgelbe Sonnenpünktchen. Goldgelbe Sonnenpünktchen? Bin ich bescheuert?“

Es entsteht dabei ein kleines, skurriles Drama um einen Fernsehauftritt, verpasste Abgabetermine, einem Guide zum Ars******werden und der Frage, warum Türaufhalten eine veraltete gesellschaftliche Konvention ist.

Lilly hat mit ihrem Kurzroman ein äußerst charmantes und zugleich skurril ehrliches Debut der besonderen Art geschaffen. Sie erzählt es luftig, locker, leicht und gespickt mit positiv-groteskem Humor, der einem die Geschichte im Nu verschlingen lässt. Perfekt für Zwischendurch. Man ist Zuschauer in der Komödie des Lebens und eifert dem explosionsartig knisternden Schlagabtausch der beiden Hauptcharaktere entgegen. Dieser ist erfrischend anders erzählt, auch wenn der Inhalt der Geschichte viel Bekanntes liefert.

„Normalerweise steht mir Sarkasmus ausgezeichnet. In gewisser Weise ist meine Existent darauf gegründet.“

Es ist eine Kontroverse und eine magische Anziehung zwischen Feuer & Wasser, Katz & Maus, Tag & Nacht – eben zwischen Sun and Moon – die einander für gewöhnlich abstoßen. Doch Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an und so unterschiedlich, wie es zunächst den Anschein macht, sind die beiden gar nicht. Denn sie brennen für die gleiche Sache: Ihre Kolumnen. Und wie unsere Erde nicht ohne Tag und Nacht, Sonne und Mond existieren kann, so lebt auch die mediale Vielfalt von den beiden durch April und Chris verkörperten Extremen.

Lilly schafft es, dass Aufeinandertreffen dieser beiden Pole so witzig und fesselnd zu erzählen, dass es einem feuerwerkartigem Entladungsprozess gleichkommt, bei dem mehr als nur die Funken sprühen. Obgleich das Ende der Geschichte für meinen Geschmack etwas abrupt kam, liefert es doch die perfekte Basis für eine interessante und nicht minder extravagant komische Ausweitung und Fortsetzung. Ich würde es mir jedenfalls wünschen, einen weiteren Roman dieser Art als perfektes Sahnehäubchen fürs Abschalten nach einem harten Tag lesen zu dürfen. Mit ‚Frauen sind auch bloß Männer‘ habe ich mich köstlich amüsiert, denn es war wie ein Stückchen Zucker für die Seele nach einem stressigen Arbeitstag oder zum Abschalten in der U-Bahn, wenn der Sitznachbar wieder einmal nervt ;) Es ist wie das kleine Sahnebonbon, das man als Kind am Abend als Belohnung für einen guten und braven Tag bekommen hat. Besonders gefallen dabei hat mir der etwas andere Einstieg anhand der Charaktersteckbriefe sowie das Machoquizzgadget zum Schluss des Buches. Auch das Cover an sich ist interessant und polarisierend gewählt. Passend zur Geschichte und ihrer meinungsstarren Charaktere. Es ist skurril, fällt auf, eckt an und zieht somit Aufmerksamkeit auf sich. Dies wird unterstützt durch die ebenso passenden wie ungewöhnlichen und neugierig machenden Kapitelüberschriften. Rundum also ein mich glücklich zurücklassendes, locker leichtes, kurzes und gelungenes Debut. Ich bin gespannt auf mehr. Meine Lachmuskeln – jetzt im Training – schreien nach einem Workout.

 

Eure Jil Aimée