Rezension – Küss mich wach (Tales of Chicago) – Mila Summers - Debutroman

13.08.2015 12:23

Kurzbeschreibung

Eigentlich hielt Stacy es für eine gute Idee, dem lukrativen Stellenangebot Hals über Kopf zu folgen. Die Seifenblase zerplatzt schnell, nachdem sie vor Ort feststellen muss, dass der Job bereits vergeben ist. Ohne einen Penny in der Tasche fasst sie einen folgenschweren Entschluss und reist per Anhalter weiter. Mitch Havisham, Anwalt aus Memphis, nimmt sie mit nach Chicago. Während der Fahrt macht er ihr ein unmoralisches Angebot und lässt nicht locker, ehe sie schließlich einwilligt…

Erscheinungsdatum: 13. August 2015

Seitenzahl der Printausgabe: 136

Verlag / Verkauf durch: CreateSpace Independent Publishing Platform

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Angaben zum Autor

Mila Summers wurde 1984 in Würzburg geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter lebt. Sie studierte Europäische Ethnologie, Geschichte und Öffentliches Recht und erfüllte sich mit der Veröffentlichung ihres ersten märchenhaften Kurzromans "Küss mich wach" einen großen Traum. Wenn sie nicht gerade Windeln wechselt, auf Reisen geht oder in den Büchern schmökert, die sich auf ihrem SuB häufen, gilt ihre Leidenschaft dem Schreiben humorvoller und romantischer Geschichten.
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Rezension – Wenn Burgbrücken in Sand vermögen, den bösen Drachen zu töten und Dornröschen zu erwecken oder auch ein Märchen in Chicago

In ‚Küss mich wach‘ begeben wir uns mit der leicht naiven, aber nicht minder charmanten und liebreizenden Museologin Stacy auf eine Art Road-Trip, der ihr Leben verändern wird.

Sie war am Boden zerstört, Studium erfolgreich beendet, aber joblos und von ihrem desolaten und desaströsen Privatleben fangen wir jetzt gar nicht erst an. Und ein Liebesleben? Ich glaube, das existiert gar nicht. Kein Wunder, dass Stacy weg muss. Weg von allem Alten, dass sie im Klammergriff hält und sie nicht vorwärts kommen lässt. Da kommt das erste ernstzunehmende Stellenangebot nach Monaten gerade recht. Sie macht sich Hals über Kopf davon. Ein Neustart soll es werden. Neuer Job, neue Stadt, neue Stacy. Zu blöd nur, dass sie dermaßen abrupt und unvorbereitet aufbricht, dass sie übersieht, dass der Job bereits vergeben wurde.

“Das Einzige, was mich daran hinderte den erstbesten Flug nach Hause zu nehmen, war mein geschundenes Ego, das sich die Niederlage nicht eingestehen wollte.“

Und nun steht sie da. Ohne Arbeit, ohne Aussicht, ohne Geld und ganz allein in einer fremden Stadt. Einzige Chance? Sich versuchen, nach Chicago durchzuschlagen, da sie dort jemanden kennt, der ihr einen Job im ‚Chicago History Museum‘ besorgen kann, wenn sie Glück hat.

  • Aber hat sie das wirklich?
  • Wie soll sie es denn bis nach Chicago schaffen, so ganz ohne finanzielle Mittel?
  • Wo soll sie da wohnen (wenn sie keinen Job findet)?

Jedenfalls nicht in dieser Art Drecksloch von Hotel, indem sie bisher festsaß. Es gibt keinen anderen Ausweg, sie muss - wider aller guten Erziehung – versuchen, sich mit Trampen durchzuschlagen. Und sie hat tatsächlich Glück. Der Mann, der sie eben noch fast überfahren hätte, bietet ihr an, sie mitzunehmen. Als Gegenleistung fordert er nichts andres als einen unmoralischen Deal, der die wohlerzogene Stacy an ihre emotionalen Grenzen bringen wird.

„Klingt abgedroschen, entspricht aber tatsächlich der Wahrheit.“

Aber was bleibt ihr schon anderes übrig? Verzweifelt schlägt sie ein und es ist besiegelt: Sie hat ihre Seele verkauft! Eine Seele, die sie später noch braucht, wenn sich ihr Prince-Charming aus seiner Maskerade löst.

„In meinem Kopf begann es, sich zu drehen und ich driftete immer weiter in eine >>Ach-was-soll’s-Stimmung<< ab.“

  • Um was für einen Deal es sich hierbei handelt, fragt ihr Euch?
  • Wer ist dieser ominöse Mann, der fremde Frauen mitnimmt, wenn sie sich auf ein unmoralisches Angebot einlassen?
  • Wird Stacy dem allen gerecht werden und Bonus, tatsächlich einen Neuanfang samt Job in Chicago finden?
  • Und wer ist eigentlich dieser Prince-Charming, von dem ich gesprochen habe?

Ich hoffe, diese Fragen machen Euch genauso neugierig, das Buch zu lesen, wie ich es war.

Mit dem ersten Band der ‚Tales of Chicago‘ ist der lieben Mila ein wunderschönes Debut in Form eines erfrischend anderen Kurzromans gelungen. Selten habe ich einen so ehrlich wirkenden und zugleich lustigen Roman gelesen, der die Zeit nur so im Flug vergehen lässt. Ein klasse Auftakt, der ganz viel Lust auf mehr von den ‚Chicago Tales‘ und auch auf die Stadt selbst macht.

Mila hat hier einen sehr unverblümten und reinen Schreibstil, der das Lesen zu einem echten Genuss und Abschalten vom Alltag macht. Es fiel mir als Leser leicht, mich in alle wichtigen Charaktere hineinzuversetzen und ich konnte ihre Handlungen sehr gut nachvollziehen, auch wenn mir natürlich schnell die Richtung der Geschichte klar war. Aber das ist es ja generell in diesem Genre und es kommt darauf an, sie dennoch packend, mitfiebernd und mitreißend zu erzählen. Es ist erfrischend anders, dass der Mann hier einmal der Betrogene ist.

„Der nächste Tag begann, wie der vorherige endete: beschissen.“

Und es wirkt so herrlich ehrlich, gespickt mit spritzigem Sarkasmus und Humor! Dies vermittelt auch schon das wunderschöne Skyline-Cover, perfekt eingekleidet und gestaltet von TRAUMSTOFF. Und der Deal der beiden als Aufhänger ist eine sehr interessante Einstiegsart in das Finden um Prince-Charming. Jeder hat so seine Maske, aber wenn diese gelöst wird, lohnt sich oft ein Blick hinter die Kulissen. Nicht alles muss schiefgehen, nur weil das Leben kein echtes Märchen ist. Darüber hinaus sind für mich das Besondere an dieser Geschichte genau diese vielen Analogien und Gedankengänge zu Märchen und ihrem Prinzen, denn die hatten wir doch alle immer mal in unseren Wünschen. Das macht diesen Roman so leicht identifizierbar und darauf kommt es für mich an. Daher passt auch der Untertitel mit 'Tales of Chicago' so perfekt. Auch war es sehr schön, an mancher Stelle aus der Mannessicht in die Geschichte eintauchen zu können, da es mir mehr Einsicht in seine Beweggründe geliefert hat und zu Beginn der Geschichte dem Leser verdeutlicht, dass er zunächst nicht ganz offen und ehrlich war.

Es fügt sich einfach alles sehr harmonisch in die gesamte Storyline ein und lässt diese durch die Schwierigkeiten, Erlebnisse und einzelnen Bausteine der beiden Hauptcharaktere viel länger wirken, als 130 Seiten. Das Ende gefällt mir mit dem Epilog natürlich auch sehr gut, denn es zieht das Ganze nicht unnötig in die Länge und liefert uns dennoch das Happy End a la Grimm, das wir uns alle für unser Leben und Lesen wünschen.

„In diesen Minuten war alles perfekt, keine Hürden waren zu nehmen, keine bösen Drachen zu töten.“

Es ist einfach, dem Genre dienlich, eine Geschichte, die echt wirkt, wie vom Leben selbst geschrieben. Angereichert mit einem Hauch von Wunsch und Märchen. Zum Leben gehören auch Träume und Sehnsüchte dazu, genauso wie Missverständnisse und Kopfschütteln an mancher Stelle über abruptes Handeln. Wir alle haben den Wunsch danach, dass Träume sich erfüllen mögen. Das ist es, was uns antreibt in dieser großen weiten Welt auf der Suche nach unserem Happy End. So schön ist das Leben und so wunderbar ist auch diese Kurzgeschichte. Vielen lieben Dank, dass ich sie lesen durfte und danke liebe Mila für so eine leichte und schöne Ablenkung vom Alltag, für das Erinnern an die kleinen Mädchenträume und das Festhalten an der Liebe und einfach für das Träumen an sich. Ein sehr gelungenes Debut.

Eure Jil Aimée