Rezension – Rubinsplitter: Funkenschlag – Julia Dessalles

08.10.2015 11:18

Kurzbeschreibung

Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, was du bist. (N. Machiavelli)
Das Überleben von Salvya, einer magischen Welt voll ungezügelter Phantasie, liegt in Rubys Hand. Ausgerechnet sie, Miss Unsichtbar, soll die Prinzessin aus der Prophezeiung sein und die finstere Herrscherin Thyra vernichten. Wäre da nicht Rockstar Kai mit seinen verdammten Kusslippen, hätte sie längst aufgegeben. Doch auf einmal überschlagen sich die fürchterlichen Ereignisse und die Rettung Salvyas wird für Ruby zur Herzensangelegenheit. Wird es ihr gelingen, den Funken zu zünden, der Salvyas Schicksal besiegelt? Eine magische Geschichte voll Gefühlschaos, Phantasie und Musik die zum Mitfiebern und Weiterträumen einlädt.

Erscheinungsdatum: 8. August 2015

Seitenzahl der Printausgabe: 382

Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

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Angaben zum Autor

Dr. med. Julia Dessalles arbeitete bereits als Bartender in einer korsischen Strandbar, sang in einer Rockband und studierte Medizin in Würzburg, Toulouse und Bordeaux. Während ihrer Tätigkeit als Kinderärztin auf einer Intensivstation ging sie ihrer Leidenschaft, Geschichten zu erzählen, nach. Seit der Geburt ihres Sohnes hat sich ihr Lebensmittelpunkt wieder auf die Familie verlegt, was ihr die Möglichkeit gibt, ihre phantastischen Geschichten für junge und junggebliebene Leser zu schreiben. Julia lebt mit ihren drei internationalen Männern (französischer Mann, deutsch-französischer Sohn und Islandpferd Pittur) an der französischen Grenze.

Rezension – Ein Lied, ein Funke und ganz viel Fantasie, mehr braucht es nicht, du selbst zu sein

In ‚Rubinsplitter: Funkenschlag‘ begeben wir uns mit Rosa / Ruby auf eine fantastische Reise in eine Parallelwelt zu der unseren. Aber nun erst mal ganz langsam:

Ruby ist ein unscheinbares, wenig selbstbewusstes Mädchen, das stetig dem Zwang ihrer strengen und modebewussten Mutter unterliegt. Eines Tages versucht sie gegen eben diese aufzubegehren. Leider geht dieser Versuch nach hinten los und Ruby wird wiederholt einer Schimpftirade ihrer Mutter ausgesetzt, die sie nicht nur emotional trifft, sondern körperlich verunsichert. Ruby hat eine stark verzerrte Selbstwahrnehmung. Täglich geschürt durch die bissigen und reißerischen Kommentare ihrer Mom, fühlt sie sich zu dick, unscheinbar und zu unwürdig, um von anderen gar wahrgenommen oder geliebt zu werden.

  • Aber warum macht ihre Mom so etwas und zerstört jeden Funken Mut in ihrer Tochter?
  • Steckt etwa mehr hinter dem ganzen Verhalten, als das Auge sieht?
  • Oder ist Rubys Mom einfach nur eine verbitterte alte Frau – zugegeben noch äußerst gutaussehend – die sich ihrer Tochter schämt?

Auch ihr Vater ist ihr da kein großer Beistand, zwingt er sie doch als Strafe für ihr Aufbegehren auf einem Rockkonzert Sanitätsdienst zu leisten. An sich kein Problem, wenn Ruby nicht ihrem angeknacksten Selbstbewusstsein geschuldet, eine heiden Sozialangst entwickelt hätte, die sie nahezu in die vollkommene Atemnot und Unsichtbarkeit führen kann.

„Panik nahm sie in einen eisernen Klammergriff.“

Ein weiterer Grund, warum sie die Menschen meidet und lieber für sich ist. Und genau auf ebendiesem Konzert passiert es: eine unverhoffte Begegnung, ein wilder Auto-Ritt samt den Stars des Rockkonzerts und schon purzelt sie durch ein magisches Portal in die fantastische Welt Salvya. Praktischerweise erinnert sie sich dort angekommen nicht mehr an ihren eigenen Namen, denn in der magischen Welt haben diese Namen ihre ganz eigene wichtige Bedeutung und Macht. Ruby muss erst mal lernen, sich selbst zu finden und ihre Person zu akzeptieren.

  • Denn, wenn sie es selbst nicht kann, wie sollten es dann die anderen können?

Ihre Begleiter, die Rockstars, die sich ihr nun als Krieger Salvyas vorstellen, sind ihr zunächst keine große Hilfe. Die beiden - Kai und Ali – glauben in ihr die lang gesuchte Prophezeite gefunden zu haben, die ihre Welt vor dem Untergang retten kann. Da sie aber enttäuscht sind, in ihr keine magischen Fähigkeiten oder eine fantastische Aura entdecken zu können, sind sie ihr zu Beginn gegenüber mehr als ruppig. Die beiden und sie sind wie Feuer und Wasser, wie Licht und Schatten, und doch können sie dieses Abenteuer nicht ohne einander beschreiten.

  • Aber was genau beinhaltet dieses Abenteuer für Ruby?
  • Was für eine Prophezeiung hat sie in diese Welt geführt und kann sie Salvya wirklich retten?
  • Oder unterliegen Kai und Ali einem gewaltigen Irrtum, der in Drachenfeuer enden wird?

Die liebe Julia hat mit ihrem Auftaktroman den Beginn zu einem grandiosen, fantastischen Epos geschaffen, dass mich wie eine Woge des Glücks überrascht und überrollt hat. Wir treffen auf eine uralte Fehde zwischen 2 (3) Schwestern, eine alte Prophezeiung in einer fremden Welt, durch die uns Kai und Ali führen und uns und Ruby lehren hinter den Schein der Dinge zu blicken. Dabei wirkt Kai, der etwas andere ‚Knight in shining armor‘, zunächst aus Angst vor seinen Gefühlen wie ein arrogantes Arschloch und trifft Ruby immer genau dort, wo es ihre Mom auch stets tat: in ihrem nicht vorhandenem Selbstbewusstsein. Aber auch er ist mehr als das Auge sieht. Er ist zugleich leidenschaftlich und hart.

„Niemand könnte mich besser schützen als du. Du singst mein Lied, Kai. Du rettest mich aus meiner Unsichtbarkeit […].“

Ali bildet seinen ruhigen und besonnenen Gegenpol, der es vermag die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind und beim Namen zu nennen und somit ihre Kräfte zu schüren. Er ist stets ermunternd und zart. Gemeinsam mit Ruby müssen sie lernen, sich mit den Veränderungen in ihrer Welt zu arrangieren und einen Ausweg aus der Dunkelheit zu finden. Es geht darum zu lernen zu vertrauen, in andere, in Freunde, aber vor allem auch in sich selbst und darum hinter die Fassade und den Schein der Dinge und ‚Menschen‘ zu blicken. Es ist einfach eine zauberhafte Geschichte mit unter die Haut gehenden Dialogen, die uns die Abenteuer in Salvya hautnah miterleben lassen. Dabei legt Julia einen warmen und fesselnden Schreibstil an den Tag, der wie voller funkensprühende Gemälde wirkt, die sich farbenreich in das Leserherz schleichen.

Von Emotionen durchzogen und mit ergreifenden Geschicken und Gefühlen geladen, zeichnet die Geschichte atemberaubende Bilder um das Schicksal einer fremden Welt. Einer Welt die unserer gar nicht so fern ist. Eine Welt, die droht – ähnlich dem Nichts der ‚Unendlichen Geschichte‘ - von der Schattenmagie verschlungen und zerstört zu werden. Die Autorin schafft es mit ihrem warmen und flüssigen Schreibstil packend und ergreifend zu erzählen und zu verzaubern. Sie führt uns an der Hand von – jeder auf seine Weise – sympathischen Charakteren durch ein fantastisches Abenteuer, das seinesgleichen sucht. Dabei reichert Julia jeden Moment mit der knisternden, elektrisierenden Anziehungen zwischen Ruby und Kai an, die sich bei jeder Berührung der beiden in einem ‚Funkenschlag‘ entlädt. Auch wenn sich gerade diese beiden zu Beginn noch wenig ausstehen können, entwickelt sich doch etwas Zartes und Unverkennbares zwischen ihnen – wie ein magisches Band. Es ist Herzensmusik, die bewegt und wieder einmal zeigt, wie verbunden zwei auf den ersten Blick so unterschiedliche Menschen doch sein können. Manchmal gibt es eben Dinge, die der Verstand nicht greifen, aber das Herz erfassen kann. Eine Tatsache, die die beiden lernen müssen. Gerade Kai muss lernen, seinem eigenen Ratschlag – hinter den Schein der Welt zu schauen – zu folgen und auf seine eigene Magie zu vertrauen. Ebenso, wie Ruby während der Geschichte eine enorme Charakterentwicklung vom unsicheren Mädchen zur reifen und mutigen Heldin hinlegt.

Wenn die Geschichte sich auch zu Beginn ein wenig zieht und leichte Irrungen bereithält, so wird man doch nach und nach vollends in sie gesogen und entwickelt eine dermaßen ergreifende Neugier, dass man gar nicht erwarten kann, immer mehr und mehr zu erfahren und zu entdecken. Einfach absolut schwungvoll fantastisch, erfrischend humorvoll und magisch elegant mit wunderbar sympathischen Protagonisten. Auch das Cover steht der Geschichte dabei in nichts nach. Ist es wieder wunderschön von Traumstoff entworfen und gestaltet. Dabei wirkt es farblich absolut passend und durch den Drachen die Geschichte funkenschlagend unterstützend. Es zieht an und begeistert.

Kleiner fun-fact für Julia am Rande: ich hatte auch einen Opa Gerd <3

Meine lieben, ‚Rubinsplitter: Funkenschlag‘ ist packend, emotional und magisch. Seid gespannt auf Band 2.

Eure Jil Aimée