Rezension - Zwänge bewältigen: Ein Mutmachbuch - Burkhard Ciupka-Schön

25.04.2017 10:19

Kurzbeschreibung

Zwänge beginnen oft im Kindes- und Jugendalter, werden jedoch häufig erst nach Jahrzehnten erkannt und behandelt. Oft haben Betroffene einen langen Leidensweg mit mehreren Therapieanläufen hinter sich. Dabei gibt es sehr gut wirksame Methoden, die Burkhard Ciupka-Schön in seiner psychotherapeutischen Praxis erfolgreich anwendet. Vor allem die Verhaltenstherapie mit Reizkonfrontation erweist sich als äußerst effektiv. Das Buch vermittelt die wichtigsten Informationen zur Zwangserkrankung, will aber vor allem dazu motivieren, sich mit dem Zwang in konstruktiver Weise auseinanderzusetzen. Erfahrungsberichte von Betroffenen, die ihre Zwänge bewältigt haben, runden den kompakten Ratgeber ab und machen Mut, selbst aktiv zu werden.

Erscheinungsdatum: 13. Februar 2017

Seitenzahl der Printausgabe: 272

Verlag: Patmos Verlag

ISBN-10: 3843609144

ISBN-13: 978-3843609142

Hier geht’s zum Buch: Amazon / Patmos Verlag

Einen lieben Dank an den Verlag für das Zusenden eines Rezensionsexemplars.

Angaben zum Autor

BURKHARD CIUPKA-SCHÖN ist Diplom-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis in Krefeld. Er ist Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen und Dozent und Supervisor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zwangserkrankungen sind sein Spezialgebiet.

Rezension – Zwang, Mut und Zukunft

In ‚Zwänge bewältigen‘ veranschaulicht der Psychotherapeut Burkhard Ciupka-Schön sowohl auf sachlich-anschaulicher als auch auf Erfahrungsberichten basierter Weise, was Zwangserkrankungen für die Einzelnen, aber auch für das direkte soziale Umfeld Betroffener bedeuten. Er erläutert, wie es u. a. zu Zwangserkrankungen kommen kann, thematisiert auf sensible Art deren Wichtigkeitsgrad und setzt den Fokus auf bewehrte Therapieansätze. In seinem Buch wird Betroffenen, ob aktiv – da selbst erkrankt -, oder passiv – da Zwangserkrankter im direkten persönlichen Umfeld – Mut gemacht, wie mit dieser Form von Erkrankung umzugehen ist, dass es Hilfe gibt und man sich nicht scheuen sollte, sie in Anspruch zu nehmen. Dabei wird der Teufelskreis der Zwangserkrankungen, ihre einzelnen Arten und Ausprägungen (Zwangshandlungen / Zwangsgedanken) beleuchtet und auch Hintergründe zur möglichen Entstehung sowie etwaiger Heilungs- bzw. Verbesserungsaussichten offengelegt. Der Autor schürt Sensibilität für das Thema. Gibt ihm Fokus, rückt die Zwangserkrankung in das öffentliche Interesse und regt zum darüber Reden an. Das Buch dient sowohl als Stütze der Zwangskranken und auch als Motivation dieser sowie dem persönlichen Umfeld, da es hilft, die Welt der Erkrankten besser zu verstehen. Ihre Macken nicht als Peinlichkeiten abzutun, sondern als die Erkrankung anzuerkennen, die sie ist. Er nimmt ihr so den Schrecken und führt Betroffene zur Eigenentscheidung hinsichtlich einer Behandlung. Denn der eigene Wille ist dabei entscheidend. Wer aus sich selbst heraus motiviert entscheidet und handelt, hat höhere Chancen auf Besserung und Abschwächung der Zwänge als durch äußeren Druck bestimmt. Der Autor vermag es dabei gekonnt, dem Thema die Scham zu nehmen, bietet allen Betroffenen eine Plattform zum Diskurs und liefert Verständnis. Ich habe das Buch gelesen, einerseits, weil mich die Erkrankung und ihre Hintergründe schon immer interessiert haben – zumal sie die vierthäufigste seelische Störung ist. Andererseits bin ich im eigenen Umfeld schon auf Zwangserkrankte gestoßen und suchte nach Verständnis dieser Erkrankung.

"Jede Zwangshandlung legt eine Erinnerungsspur an, die wir nicht so einfach wieder löschen können."

Der Autor schafft mit diesem Buch nicht nur einen motivationsbasierten Therapie-Pusher, legt den Fokus auf die Reizkonfrontation. Nein, sein Werk ist für die Erkrankten meiner Meinung nach vor allem ein Wegweiser zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Das Leben mit dem Zwang ist oftmals erdrückend, von Peinlichkeit und Scham behaftet und ein regelrechtes Versteckspiel des eigenen Selbst. Doch wer es schafft, dem Zwang die Macht und die Angst zu nehmen – und das ist ein harter, schwerer Weg -, der kann dem Zwang die Bestimmungsgewalt über das eigene Leben entwenden. Stück für Stück wieder selbst entscheiden. Und er ist nicht allein. Im Buch wird mit anschaulichen Realbeispielen gearbeitet, die dem Leser die unterschiedlichen Ausprägungen der Leidens- und auch wieder glücklicheren Lebenswege der Betroffenen veranschaulichen und auch an die Praktik heranführen. Es wirkt dabei im Wechsel mit der in verständlicher Fachsprache und Alltagssprache verfassten Kapitel identitätsstiftend und greifbar. Einfach eine Motivation für alle Beteiligten. Und die ist enorm wichtig, denn der Zwang an sich ist tückisch. Gaukelt ein nicht vorhandenes ‚Richtigsein‘ und falsche Sicherheit vor. Versteckt sich hinter anderen Symptomen, bleibt oft viel zu lange unerkannt.

Ich empfehle die Lektüre jedem, der selbst von Zwangserkrankungen betroffen ist, oder diesen im privaten Umfeld täglich begegnet und/oder einfach Interesse an der Thematik und dem Verständnis darüber hat.

Eure Jil Aimée

'; $('rbcBookmarks200000731').innerHTML = bookmarks; bookmarks.evalScripts(); }); /* ]]> */